Stromwirtschaft von den Big Four fast übernommen
Die größten vier Stromunternehmen kontrollieren heute 90 Prozent der Stromerzeugung und 83 Prozent des Stromabsatzes an Endverbraucher. Die Konzentration hat in den vergangenen sechs Jahren erheblich zugenommen.
(15. März 2006) - Die Marktmacht der vier größten Stromkonzerne hat in den sechs Jahren zwischen 1998 und 2004 erheblich zugenommen. Kontrollierten die größten Vier im Jahr 1998 noch 63 Prozent aller Stromerzeugungskapazitäten, so ist dieser Anteil im Jahr 2004 auf 90 Prozent gewachsen. Beim Stromabsatz kontrollierten die großen Vier 1998 41 Prozent des Marktes und 2004 bereits 71 Prozent. Rechnet man Beteiligungen über 50 Prozent hinzu, so kommt man auf 79 Prozent, legt man die Schwelle bei über 25 Prozent, so ergibt sich eine Summe von 83 Prozent.
Die größten Vier sind im Jahr 2004 an 74 der 100 größten Unternehmen der deutschen Stromwirtschaft mit mehr als 25 Prozent beteiligt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bremer Energieinstituts im Auftrag der MVV, die der Redaktion vorliegt (Quantitative Entwicklung der Erzeugungs- und Absatzstruktur in der deutschen Stromwirtschaft von 1998 bis heute, von Bernd Eikmeier und Jürgen Gabriel, Bremer Energieinstitut Februar 2005).
Die Konzentrationszunahme ist zum einen Ergebnis des Zusammenschlusses von VEW und RWE zu RWE, von Bayernwerk und Preussenelektra zu E.ON und von VEAG, HEW und BEWAG zu Vattenfall. Zum zweiten haben die betroffenen Konzerne in großem Umfang Beteiligungen an großen regionalen Stromversorgern erworben.
Datenmaterial unzureichend
Ein grundlegendes Problem der Studie bestand darin, dass die Stromwirtschaft aussagekräftiges statistisches Material nicht veröffentlicht. Die Veröffentlichungen des Dachverbandes VDEW werden von der Studie als "nicht verwertbar" eingestuft. Es gibt daher keine öffentlich zugänglichen Marktdaten über die Erzeugung und den Absatz der Strombranche. In Verbindung mit der hohen Marktkonzentration der Branche folgt daraus, dass nicht alle Marktteilnehmer ausreichend über Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt informiert sind.