Neuer Tarifrechner verspricht Transparenz
Viele Verbraucher sind mit dem Wechsel zu einem neuen Anbieter überfordert: Tausende von Firmen und Anbieter tummeln sich auf dem Energiemarkt. Zudem lauern viele Fallstricke im Kleingedruckten. Abhilfe schafft ein neuer Tarifrechner: Hauspilot.de
(23. März 2012) Die Energieanbieter überbieten sich in fragwürdigen Tricks: Sie wollen um jeden Preis bei einschlägigen Online-Tarifrechnern wie verivox.de auf den obersten Rängen landen. Nur so gewinnen sie die erhoffte große Zahl von Neukunden. Manche Unternehmen werben mit Boni, die sie jedoch nur für das erste Jahr oder gar nicht auszahlen. Hohe Vorauszahlungen, lange Vertragslaufzeiten oder saftige Preiserhöhungen – das sind nur einige Tricks, auf die Verbraucher immer wieder hereinfallen.
Viele Portale profitieren von Lockangeboten
Daran sind die einschlägigen Portale nicht ganz unschuldig: Solche Tarifrechner profitieren in der Regel von möglichst vielen Besuchern, die ihr Portal nutzen, um den Anbieter tatsächlich zu wechseln. Und je größer das vermeintliche Einsparpotenzial aussieht, desto eher schlucken die Verbraucher den Köder und unterzeichnen einen Vertrag.
Werbeversprechen unter der Lupe
Der Tarifrechner Hauspilot will das ändern: Bei ihm haben nur seriöse und gute Anbieter eine Chance auf die begehrten vorderen Plätze. Verbraucher sparen sich damit eine Menge Recherchearbeit: Hauspilot wirbt damit, die Angebote der Energiekonzerne vorab zu sieben und irreführende Angaben gegebenenfalls zu korrigieren.
Reinhard Goethe - Der erfahrene Energiemanager Reinhard Goethe kennt sich aus mit Energieversorgern und Tarifen: Bis 2008 hat er selbst für einen Versorger Tarife ausgeknobelt. Nun will er mit seinem Fachwissen den Verbrauchern die Arbeit der Tarif- und Anbieterbewertung erleichtern.
Die meisten Verbraucher würden bei einem fragwürdigen Händler selbst dann nichts kaufen, wenn es dort besonders billig ist. Beim Energieversorger ist Seriosität besonders wichtig: Als Kunde bindet man sich meist über einen längeren Zeitraum hinweg an einen Versorger und muss darauf vertrauen, dass sich das Unternehmen um seine Kunden und ihre Belange kümmert. Darüber hinaus ist es wichtig, ob die bezahlte Energie tatsächlich geliefert wird – oder ob dem Unternehmen, wie 2011 bei Teldafax, Insolvenz droht und bezahlte Strommengen einfach verfallen könnten.
Hauspilot bewertet die Transparenz aller Energieanbieter:
- Transparenz der wirtschaftlichen Situation: Ist der jüngste veröffentlichte Geschäftsbericht nicht älter als zwei Jahre?
- Transparenz der Eigentumsverhältnisse: Wird mindestens ein Mehrheits-Eigentümer öffentlich benannt?
- Wie transparent ist die Herkunft der Energie, etwa die Zertifizierung von Ökostrom?
- Wie transparent sind die Verträge und AGB: Finden sich entsprechende Angaben im Internet? Können Kunden die Vertragsbeziehung mit dem Versorger online einsehen? Beträgt die Kündigungsfrist nicht mehr als sechs Wochen?
- Wie transparent erfolgt die Vertragsabwicklung: Kann man den Vertragsstatus online einsehen?
Hauspilot vergibt bis zu fünf Sterne für Transparenz. Die automatische Voreinstellung berücksichtigt nur Tarife von Unternehmen mit mindestens drei Sternen. Wer auf diese Kriterien verzichten möchte, kann sich auch alle Unternehmen unabhängig vom Rating anzeigen lassen. Das automatische Transparenz-Rating filtert die meisten unseriösen Unternehmen von vornherein aus und hilft damit dem Verbraucher. Datenlieferant für den Hauspilot ist die GET AG, daher werden auch nur Tarife dargestellt, die die Anbieter an GET AG liefern.
Entlarvte Lockangebote
Hauspilot hat nach eigenen Angaben ein Verfahren entwickelt, das die Vertragsbedingungen über einen „AGB-Faktor“ in die Bewertung mit einbezieht. Das ermöglicht einen Vergleich auf Basis eines prognostizierten Effektivpreises. Ähnliches kennt man bereits in Form des Effektivzinses aus dem Bereich der Finanzprodukte.
Scheinbar günstigster Tarif: Das „Preisschild“ ist 672 € für das erste Jahr, aber effektiv werden die Kosten um die 1.000 € pro Jahr liegen, also knapp 50 Prozent höher. (Tarifmerkmale: hoher Wechselbonus, lange Vertragslaufzeit, Vorauskasse)
Wirklich günstigster Tarif: Das „Preisschild“ ist 811 € fast 150 € höher, aber die zu erwartenden effektiven Kosten von 868 € sind nur geringfügig höher als das Preisschild.(Tarifmerkmale: kein Bonus, kurze Vertragslaufzeit, keine Vorauskasse)
Einmalige Bonuszahlungen oder Gebühren, lange Vertragslaufzeiten oder Kündigungsfristen, sogenannte und wirkliche Preisgarantien, Voraus- oder Kautionszahlungen werden mithilfe eines Marktmodells bewertet und in den AGB-Faktor eingerechnet (Grafik). Der Versorger wirbt mit einem marktschreierischen „Preisschild“. Hauspilot rechnet daraus einen Effektivpreis aus. Dazu wird das Preisschild mit einem AGB-Faktor multipliziert, den das Portal aus Faktoren errechnet wie Boni, einmalige Gebühren, Preissteigerungen, Wechselchance und Vorauskasserisiko. Der AGB-Faktor drückt die nicht direkt sichtbaren Kostenwirkungen der Vertragsbedingungen und damit die „Preiswahrheit“ eines Tarifes aus.
Ergibt sich ein AGB-Faktor nahe dem Wert 1 (100 Prozent), dann werden die zu erwartenden mittleren Kosten während der Haltedauer etwa den angegebenen Erstjahreskosten entsprechen – hohe „Preiswahrheit“. Liegt der AGB-Faktor dagegen deutlich über 100 Prozent, so heißt das, dass die während der Haltedauer zu erwartenden Kosten deutlich über den angegebenen Erstjahreskosten liegen werden. Solche Tarife sehen also wesentlich günstiger aus, als sie tatsächlich sind („teure AGB“). Hat ein Vertrag zum Beispiel eine lange Laufzeit, dann ergeben sich zusätzliche Kosten daraus, weil man während der Vertragslaufzeit nicht zu einem günstigeren Anbieter wechseln kann. Auch Preisgarantien werden im AGB-Faktor berücksichtigt.
Der prognostizierte Effektivpreis gibt an, mit welchen mittleren jährlichen Kosten man während der Vertragsdauer rechnen sollte. Da der Effektivpreis auf einer Reihe von Annahmen beruht, kann man nicht sagen, der Effektivpreis sei der „wahre Preis“. Er eignet sich vor allem, um zwei verschieden konstruierte Tarife so gut wie möglich wirtschaftlich miteinander zu vergleichen. Das „Preisschild“, also die angegebenen Erstjahreskosten, liefert diese Informationen in der Regel nicht.
Andere Prioritäten
Darüber hinaus sortiert Hauspilot in der Voreinstellung die Anbieter nicht nach dem Preisschild, sondern nach dem errechneten Effektivpreis. Die unseriösen und intransparenten Anbieter scheiden daher von vornherein aus. Zum Beispiel war der Pleite-Anbieter Teldafax bei Hauspilot nicht gelistet. Auch Flexstrom und Stromio sucht man in der Voreinstellung vergeblich. Somit erhält der Verbraucher auf einen Klick nur Angebote, denen er auch vertrauen kann. Die Frage, wie viel Euro ihm die schlechteren ABG eines besonders günstigen Anbieters wert sind, erübrigt sich. Wer dennoch das Risiko nicht scheut und selbst die Geschäftsbedingungen durchleuchten möchte, der ist bei Preisvergleichsrechnern wie Verivox richtig.
Transparente Provisionen
Fast alle Tarifrechner leben von den Vertragsprovisionen der Anbieter. Abschlüsse sind deshalb nur mit Anbietern möglich, die mit dem Tarifrechner eine Provisionsvereinbarung haben. Auch an dieser Stelle geht Hauspilot einen neuen und anderen Weg: Das Unternehmen stellt dem Verbraucher für den Wechsel zu einem Anbieter einmalig 45 Euro in Rechnung. Mit den meisten bundesweit aktiven Anbietern hat Hauspilot eine Provisionsvereinbarung. Dabei schreibt das Energieunternehmen die Provision direkt dem Verbraucher gut – der Wechsel erfolgt also unter dem Strich zum Nulltarif. Nur wenn der Anbieter keine Provisionsvereinbarung mit Hauspilot hat, muss der Verbraucher 45 Euro an das Portal zahlen. Dieser Betrag wird im Effektivpreisvergleich der Anbieter eingerechnet. Diese Vorgehensweise macht die Provisionszahlung transparent. Hauspilot bearbeitet zudem auch Wechselaufträge zu Anbietern, mit denen es keine Provisionsvereinbarung gibt – oft haben diese besonders günstige Verträge.
Offline-Berechnung
Auch wer kein Internet hat, wird von Hauspilot betreut: Für eine einmalige Schutzgebühr von neun Euro errechnet Hauspilot eine schriftlich zugesandte Tarifanalyse für den Wechsel des Strom- und Gasanbieters. Hauspilot schickt in diesem Fall direkt ein Vertragsangebot zum Anbieterwechsel mit. Wer davon Gebrauch macht, für den decken die Wechselkosten von 45 Euro (die meist der Lieferant übernimmt) auch die Schutzgebühr von neun Euro ab.
Strom- und Gaspreisindex
Hauspilot wertet monatlich die Entwicklung der Strom- und Gaspreise in den 80 größten Städten aus und veröffentlicht diese. Die Grafik unterscheidet zwischen Grundversorgung und günstigsten Wettbewerbstarifen und stellt die Preise einmal mit und einmal ohne Bonus dar.
Kooperation mit dem Verein
Nach umfangreicher Prüfung erscheint das Hauspilot-Konzept dem Bund der Energieverbraucher seriös und hilfreich. Deshalb hat sich der Verein dazu entschlossen, neben der bestehenden Kooperation mit Verivox auch mit Hauspilot.de zu kooperieren. Dabei bestehen keinerlei Provisionsabsprachen zwischen diesen Portalen und dem Verein: Die Empfehlung erfolgt aufgrund einer rein sachlichen Bewertung.