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Teldafax-Chronik: Die Schande der Strom-Branche

Die Chronik des Teldafax-Niedergangs wirft ein beschämendes Licht auf die handelnden Akteure. Sie zeigt, dass die Betrügereien in der Energiebranche immer dreister werden. Sie zeigt auch, wie wichtig aktuelle Informationen für Verbraucher sind und wie die Justiz missbraucht wird, um Kritiker zum Schweigen zu bringen.

(22. März 2016) Vier Jahre sind vergangen, seit Teldafax zusammenbrach. Die Wunden bleiben offen. Noch keiner der 750.000 Gläubiger hat auch nur einen einzigen Cent gesehen.

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ein Artikel am 20. Oktober 2010 im Handelsblatt brachte den Stein ins Rollen: „Erhebliche kriminelle Energie“ lautete die Überschrift, unter der das Handelsblatt schilderte, was sich hinter der Fassade von Teldafax verbarg: ein riesiges Schneeballsystem, das einen gewaltigen Schaden hinterlassen würde. Acht Monate lang stritt das Unternehmen alle Vorwürfe ab und versuchte alle seine Kritiker mit juristischen Mitteln mundtot zu machen. In dieser Zeit gewann es 300.000 Kunden hinzu und wechselte zweimal den Vorstand aus. Dann brach das Kartenhaus Teldafax zusammen.

2361 Kartenhaus Teldafax und Flexstrom / Fotolia.com/bunte bilder

Als der Insolvenzverwalter im Juni 2011 zu Teldafax stieß, entdeckte er ein blankes Chaos. Wollte er das Unternehmen ursprünglich fortführen, stellte er den Betrieb schon nach drei Tagen komplett ein. Es blieben zahllose geprellte Kunden und ein Schaden von 500 Millionen Euro. Zwei Wochen später rückte die Staatsanwaltschaft an. Der Fall Teldafax wurde zum Fanal für die gesamte Strombranche.

Die beiden Journalisten Jürgen Flauger und Sönke Iwersen vom Handelsblatt haben die Chronik des Teledafax-Zusammenbruchs minutiös nachverfolgt und aufgeschrieben. In der nachfolgenden Chronik werden wir, mit freundlicher Genehmigung der Autoren, die Geschehnisse zusammenfassen.

1998 | Die ursprüngliche Teldafax AG geht mit Hilfe von Goldman Sachs an die Börse. Der Name Teldafax steht für „Telefon, Daten, Fax“. Unter der Call-By-Call-Nummer „01030“ bietet das Unternehmen sensationell günstige Tarife an.

2001 | Die Deutsche Telekom schaltet Teldafax wegen unbezahlter Rechnungen ab. Teldafax stellt beim Amtsgericht Marburg/Lahn einen Insolvenzantrag.

2002 | Deutsche und Schweizer Investoren bedienen sich aus der Insolvenzmasse von Teldafax und kaufen verschiedene Unternehmen auf. Dies geschieht unter der Führung des Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters Michael Josten. Der hält über verschiedene Gesellschaften auch wesentliche Anteile an Teldafax.

2004 – 2005 | Die aufgekauften Unternehmen werden unter der Teldafax Holding AG mit Sitz in Troisdorf zusammengeführt. Michael Josten übernimmt den Vorstandsvorsitz der Holding und damit die Führung der Unternehmensgruppe. Der Jahresumsatz der Gruppe liegt bei zwölf Millionen Euro.

Februar 2007 | Teldafax beginnt mit dem Vertrieb von Strom.

März 2007 | Das Landgericht Mannheim verurteilt den Teldafax-Vorstandsvorsitzenden Michael Josten für seine Aktivitäten rund um die Secur Finanz AG aus Lörrach wegen 176-fachen Betrugs zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Die Richter vermerken eine „erhebliche kriminelle Energie“ und eine „besonders habgierige Gesinnung des Angeklagten Josten“.

April 2007 | Der Bund der Energieverbraucher e. V. schreibt im Internet: Im Fall einer Insolvenz wären die Vorauszahlungen an Teldafax verloren. Die Bonität von Teldafax wird derweil am Kapitalmarkt nicht besonders hoch eingeschätzt.

September 2007 | Michael Josten gibt sein Amt als Vorstandsvorsitzender von Teldafax an Klaus Bath ab. Josten wird Aufsichtsrat. Zusätzlich übernimmt er die Geschäftsführung der RDF Ecotech AG in Zug (Schweiz) und genehmigt sich dort ein Jahresgehalt von 396.000 Schweizer Franken.

28. Januar 2008 | Das Hauptzollamt Aachen leitet erste Vollstreckungsmaßnahmen gegen Teldafax ein – wegen ständiger Zahlungsverzögerungen bei der Stromsteuer.

3. Juli 2008 | Der Bund der Energieverbraucher e. V. wird von Teldafax abgemahnt. „Sie verbreiten die unwahre Behauptung, dass Teldafax bereits in höchstens drei Monaten einen Insolvenzantrag stellen muss“.

8. August 2008 | Der Bund der Energieverbraucher bittet die Bundesnetzagentur, die rechtswidrigen Tarife von Teledafax und Flexstrom zu untersagen. Der Präsident der Netzagentur verspricht in seinem Antwortschreiben einzuschreiten, wenn belastbare Erkenntnisse über eine mangelnde Zuverlässigkeit vorliegen. Ein verfrühtes hoheitliches Einschreiten könnte eine lebensfähige Firma zerstören.

4. März 2009 | Die deutschen Behörden stellen einen internationalen Haftbefehl gegen Josten aus. Er war nach seiner Verurteilung im März 2007 in die Schweiz geflohen.

2. Juni 2009 | Josten lässt sich seine Kaution mit Anlegergeldern der Debi Select Fonds fremdfinanzieren, zahlt die 800.000 Franken und kommt frei.

4. Juni 2009 | Das Hauptzollamt Köln fordert 18,8 Millionen Euro Stromsteuernachzahlung, die Teldafax nicht zahlen kann.

5. Juni 2009 | Teldafax reicht Klage gegen den Bund der Energieverbraucher e. V. ein, um die angeblich unwahren Behauptung über drohende Insolvenz zu untersagen sowie die Behauptung, die Strompreise unterschreiten die vernünftigerweise anzusetzenden Beschaffungskosten. Gegenstandswert: 80.000 Euro.

10. Juni 2009 | In der Teldafax-Zentrale in Troisdorf findet eine außerordentliche Vorstandssitzung statt. Es nehmen auch zwei Wirtschaftsprüfer der Beratungsgesellschaft BDO teil. Sie berichten unter anderem von einer Deckungslücke bei Teldafax in Höhe von 24 Millionen Euro, resultierend insbesondere aus Stromsteuern. Binnen drei Wochen habe die Geschäftsleitung eine Insolvenzantragspflicht. Sie konstatieren: Teldafax ist illiquide.

19. Juni 2009 | Das Landgericht Köln untersagt Teldafax auf Klage der Verbraucherzentrale NRW hin etliche Klauseln in Lieferverträgen.

15. Juli 2009 | Die Dresdner Bank weigert sich, Lastschrifteinzüge für Teldafax durchzuführen. Als Grund führt die Bank die vom Teldafax-Vorstand am selben Tag genannte Liquiditätslücke von 40 Millionen Euro an, über deren Deckung das Unternehmen keine konkreten Angaben gemacht habe.

14. August 2009 | Der Bund der Energieverbraucher nimmt die Information von 2007 aus dem Netz und Teldafax zieht im Gegenzug die Klage gegen den Verein zurück.

14. September 2009 | Teldafax erhält ein neues Schreiben der Bundesnetzagentur. Der Großkonzern Vattenfall hat die Aufsichtsbehörde über einen Zahlungsrückstand von Teldafax in Höhe von mehr als drei Millionen Euro informiert. Die Netzagentur schreibt an Teldafax: „Sollten die Beschwerden über Zahlungsrückstände anhalten, sieht sich die Beschlusskammer gehalten, die Einleitung eines Verfahrens zur Prüfung der personellen, technischen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zu erwägen“.

22. September 2009 | Auf einer außerordentlichen Führungskreissitzung wird die dramatische Lage besprochen. Der Vorstand referiert: „20 Millionen Euro sind Stand heute fällig, während weniger als zehn Prozent auf dem Konto zur Verfügung stehen. Am 1. Oktober werden 33 Millionen Euro Einzüge fällig“.

3. Oktober 2009 | Teldafax findet den Weg in Europas größte Fernsehshow „Wetten, dass..?“. Die Kooperation läuft über sechs Sendungen. Beim Auftakt in Freiburg sagt Moderator Thomas Gottschalk in die Kamera: „Unser neuer Partner Teldafax wird zu Ihrem Hausversorger und stellt einem von Ihnen für drei Jahre kostenlos Strom, Gas und Festnetztelefonie für Ihren Privathaushalt zur Verfügung.“

Oktober 2009 | Das Hauptzollamt Köln kommt nach einer gründlichen Untersuchung der Firma zu dem Schluss, dass Teldafax zahlungsunfähig ist. Dennoch stellt das Amt keinen Insolvenzantrag, sondern verhandelt mit der Firma über Ratenzahlungen. Nach der Pleite kann sich das Amt nicht mehr darauf berufen, nichts gewusst zu haben. Der Insolvenzverwalter fordert jetzt 160 Millionen Euro vom Fiskus, weil das Amt stillgehalten hatte, obwohl es von der Zahlungsunfähigkeit wusste. Der Insolvenzverwalter einigt sich mit dem Bundesfinanzministerium auf die Zahlung von 141 Millionen Euro, allerdings darf über den Deal nicht geredet werden. Im Gerichtssaal in Bonn muss der Insolvenzverwalter allerdings öffentlich mit der Wahrheit herausrücken und das Handelsblatt kann berichten.

22. Oktober 2009 | Finanzvorstand Alireza Assadi teilt Aufsichtsrat Michael Josten mit, dass er am 27. Oktober einen Insolvenzantrag stellen werde. Doch er kommt nicht mehr dazu. Am 26. Oktober 2009 wird Assadi vom Aufsichtsrat entlassen.

27. Oktober 2009 | Die Kanzlei Hermann teilt der Führung von Teldafax mit, dass der Konzern, insbesondere die Teldafax Energy GmbH als wichtigste Tochtergesellschaft, insolvenzreif sei.

7. Juni 2010 | Teldafax-Aufsichtsrat Josten wird in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal inhaftiert. Seit seiner Verurteilung sind mehr als drei Jahre vergangen.

1. Juli 2010 | Teldafax beginnt mit den Aktionen „Sommerpakt“ und „Treuepaket“. Ab sofort bietet das Unternehmen seinen Strom noch günstiger an. Bestandskunden werden dazu animiert, ihren Vertrag sofort zu verlängern – zu niedrigeren Preisen, aber gegen Vorkasse. Dabei wird kurzfristig Liquidität geschaffen, aber langfristig entstehen immense Verluste. Nach einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft GKK Partners verliert Teldafax bei den Neukunden 5,6 Millionen Euro, bei den Bestandskunden sind es 14,7 Millionen Euro.

20. Oktober 2010 | Das Handelsblatt berichtet, dass Teldafax einem Schneeballsystem gleiche und von einem verurteilten Anlagebetrüger aus dem Gefängnis heraus gesteuert wird.

2361 Teldafax  Skandal in Zahlen / Zahlenquelle: Handelsblatt

20. Oktober 2010 | Die Rechtsanwaltskanzlei Flick Glocke Schaumburg weist den Teldafax-Vorstand schriftlich auf die bestehende Zahlungsunfähigkeit hin und mahnt an, dass eine Verpflichtung zur Stellung eines Insolvenzantrags bestehe.

November 2010 | Der russische Energiekonzern Energo Stream gewährt Teldafax über Zwischengesellschaften Darlehen in Höhe von 30 Millionen Euro.

3. November 2010 | Teldafax verklagt das Handelsblatt auf Unterlassung. Der Billigstromanbieter will der Zeitung gerichtlich verbieten lassen, das Geschäftsmodell von Teldafax als Schneeballsystem darzustellen.

4. November 2010 | Das Landgericht Köln erlässt eine einstweilige Verfügung gegen das Handelsblatt. Die Zeitung darf nicht mehr schreiben, dass Teldafax wie ein Schneeballsystem funktioniere. Das Handelsblatt wurde vor der Entscheidung nicht angehört.

26. Januar 2011 | Das Landgericht Köln entscheidet im Streit zwischen dem Handelsblatt und Teldafax zu Gunsten des Handelsblattes. Das Gericht hält die Berichterstattung der Zeitung für zutreffend. Die Darstellung, dass Teldafax wie ein Schneeballsystem funktioniert, sei zulässig. Teldafax muss die Kosten des Verfahrens tragen.

3. Februar 2011 | Teldafax-Vorstandschef Klaus Bath sagt bei einem Auftritt vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf, die negativen Medienberichte der vergangenen Monate hätten das Vertrauen der Kunden nicht geschmälert. Bath: „Von Oktober bis Dezember haben wir jeden Monat 50.000 Kunden gewonnen.“ Teldafax habe nun annähernd 600.000 Stromkunden und mehr als 160.000 Gaskunden.

8. Februar 2011 | Die Bundesnetzagentur leitet gegen Teldafax ein Verfahren zur Untersagung der Energielieferung ein. Es bestehe der Verdacht auf eine fehlende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

25. Mai 2011 | Teldafax erhält schon wieder einen neuen Chef. Der Sanierer Hans-Gerd Höptner, erst seit elf Wochen im Amt, gibt den Posten an seinen Vorstandskollegen Gernot Koch ab. Dieser sagt: „Die erste Hürde für den Neuanfang ist genommen. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir in der Lage sind, die Wende zu schaffen. In den kommenden Wochen werden wir vor allem durch Taten überzeugen und so wieder zu einem normalen Geschäftsalltag zurückkehren“.

14. Juni 2011 | Teldafax stellt nun endlich einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bonn.

28. Juni 2011 | Zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag und acht Monate nach dem ersten Pressebericht über das Schneeballsystem Teldafax läuft in Troisdorf die Staatsanwaltschaft Bonn auf. 50 Beamte suchen nach Beweisen für eine Insolvenzverschleppung und gewerbsmäßigen Betrug. Der Name Michael Josten fehlt auf der Liste der Verdächtigten.

23. September 2011 | Der Bund der Energieverbraucher vergibt die „Trübe Funzel“ an Flexstrom.

31. Januar 2012 | Das Landgericht Bonn untersagt dem Bund der Energieverbraucher auf eine Klage von Flexstrom hin die Behauptung, die Preise deckten die Kosten der Belieferung nicht und das Unternehmen mache Verluste.

13. November 2012 | Das Handelsblatt berichtet unter dem Titel „Sorge um Billiganbieter Flexstrom“ erstmals über Unregelmäßigkeiten beim ehemaligen Teldafax-Konkurrenten und die neue Nummer eins unter den Billigstromanbietern. Mehrere Netzbetreiber klagen über Unregelmäßigkeiten bei der Bezahlung der Netzentgelte und verlangen für den Transport des von Flexstrom verkauften Stroms durch ihre Leitungen Vorkasse. Konkurrenten werfen Flexstrom Dumping und „unseriöse Geschäftspraktiken“ vor. Die Parallelen zu Teldafax sind unübersehbar.

12. April 2013 | Flexstrom meldet Insolvenz an, ebenso die Tochtergesellschaften Optimalgrün, Löwenzahn Energie und Flexgas. Fünf Tage später wird die Belieferung der Kunden eingestellt. 835.000 Gläubiger melden Forderungen in Höhe von 511 Millionen Euro an, zumeist Kunden mit Vorkasseverträgen.

30. September 2013 | Auch der Fall Flexstrom beschäftigt die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Berlin bestätigt, dass sie gegen Verantwortliche des Billiganbieters ermittelt. Der Vorwurf lautet Insolvenzverschleppung und Betrug. Betroffen sind die Gründer Robert und Thomas Mundt.

4. November 2013 | In der Aufarbeitung der Teldafax-Affäre erzielt die Staatsanwaltschaft Bonn einen ersten Erfolg. Die Marketing-Chefin von Teldafax, Claudia Nowak, akzeptiert einen Strafbefehl. Sie ist damit wegen der Beihilfe zur Insolvenzverschleppung zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

18. Februar 2014 | Der Prozess gegen die Verantwortlichen von Teldafax beginnt. Klaus Bath, Michael Josten und Gernot Koch müssen sich vor dem Landgericht Bonn verantworten. Die Anklage lautet auf Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßigen Betrug und Bankrott.

5. November 2015 | Auf dem Deutschen Insolvenzverwalter-Kongress 2015 in Berlin gibt der Insolvenzverwalter Biner Bähr bekannt, dass er bereits 214,4 Millionen Euro für die Gläubiger von Teldafax eingesammelt hat. Plus rund 40 Millionen Euro Zinsen. Der Insolvenzverwalter holte sich das Geld vom deutschen Fiskus, von Netzbetreibern, von Bayer Leverkusen und vielen anderen. Bähr kündigt an, weitere 100 Millionen Euro einzusammeln. Wer Geld von einem insolvenzreifen Unternehmen vereinnahmt, muss es später dem Insolvenzverwalter zurückzahlen, wenn zu beweisen ist, dass die Insolvenzreife bekannt war. Dieser Beweis ist dem Insolvenzverwalter in zahlreichen Gerichtsverfahren gelungen.

2. Februar 2016 | 53. Verhandlungstag im Strafverfahren vor dem Landgericht Bonn gegen die ehemaligen Teldafax-Vorstände.

Die Insolvenz von TelDaFax und Flexstrom

Was Betroffene jetzt noch tun können, um nicht erneut von den Insolvenzverwaltern zur Kasse gebeten zu werden.

Die Insolvenz von TelDaFax und Flexstrom

(3. Dezember 2013) Waren Sie betroffen, als im Juni 2011 die TelDaFax-Gruppe Insolvenz angemeldet hat? Oder waren Sie Kunde der seit April 2013 insolventen FlexStrom-AG (mit den Tochtergesellschaften Optimalgrün, Löwenzahn Energie, FlexGas GmbH)? Trifft etwa beides auf Sie zu? Was Sie jetzt noch tun können, um nicht erneut von den Insolvenzverwaltern zur Kasse gebeten zu werden, erläutert Rechtsanwältin Susanne Fitzner.

Teldafax – Verbraucher gewinnen in den meisten Verfahren vor den Amtsgerichten

Verbraucher, die sich konsequent gegen Zahlungsaufforderungen der vom Insolvenzverwalter der Teldafax Services GmbH beauftragten Inkassounternehmen verteidigt haben, sind in den letzten Monaten bundesweit vor diversen Amtsgerichten verklagt worden. Sie sollen aus den erteilten Schlussabrechnungen die angeblich offenen Nachzahlungen an das Unternehmen Teldafax Services leisten, obwohl sie mit diesem nie einen Vertrag geschlossen hatten. Der Gas- oder Stromvertrag war damals nämlich fast immer nur mit Teldafax Energy oder Teldafax Marketing zustande gekommen.

Verbraucherschützer hatten schon seit Bekanntwerden der Insolvenz dazu geraten, sich durch die Einschüchterungsversuche und Drohgebärden der Creditreform und Accredis nicht zur Zahlung drängen zu lassen. In den meisten Klageverfahren geben jetzt die Richter den Verbrauchern recht und weisen die Klagen des Insolvenzverwalters der Services ab. Das Argument: Der behauptete Übergang der Forderung durch Abtretung an die Services ist nicht ausreichend belegt. Die Forderung ist somit bei dem ursprünglichen Vertragspartner verblieben.

Ebenfalls erfolgreich sind zudem viele geprellte Kunden der Teldafax gerichtlich vorgegangen, indem sie Schadenersatzforderungen gegen die früheren Geschäftsführer der Pleiteunternehmen wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung eingeklagt haben.

Die Chancen, bei Gericht zu obsiegen, stehen also nach wie vor recht gut. Jedoch sollten Sie sich in jedem Fall durch einen fachkundigen Anwalt beraten lassen, ob auch bei Ihnen die Sachlage mit den bereits ergangenen Urteilen vergleichbar ist.

Flexstrom – der Stand des Verfahrens

Auch über 800.000 ehemalige Flexstrom-Kunden haben in den letzten Wochen Post vom dortigen Insolvenzverwalter erhalten. Er übersendet Abrechnungen mit Nachzahlungsforderungen oder teilt bestehende Guthaben mit, die sodann bis zum 30. Dezember 2013 als Forderung zur Tabelle angemeldet werden müssen Die Anmeldung muss unbedingt beim Insolvenzverwalter erfolgen und ist nicht gegenüber dem Insolvenzgericht zu erklären. Nähere Hinweise finden Sie hier: www.flexstrom.de.

Wie immer gilt: Die Abrechnung, die Ihnen der Insolvenzverwalter geschickt hat, muss sehr genau geprüft werden. Stimmt zum Beispiel der dargestellte Verbrauch? Wurden alle geleisteten Vorauszahlungen berücksichtigt Stimmt der Preis pro Kilowattstunde? Ist Ihr Widerspruch gegen Preiserhöhungen berücksichtigt? Sind die Preiserhöhungen überhaupt zulässig gewesen? Wurde ein versprochener Bonus und Ihnen zustehender Bonus auch zu Ihren Gunsten berücksichtigt?

Wenn alles korrekt ist, müssen Sie eine Nachforderung wohl ausgleichen. Ergibt sich aus der Abrechnung ein Guthaben, erhalten Sie dieses aber auch nicht etwa in voller Höhe zum Ende des Verfahrens ausgezahlt. Allenfalls winkt ein Bruchteil dieses Betrags, die so genannte Quote. Aber auch eine Einstellung des Insolvenzverfahrens ist noch zu jedem Zeitpunkt denkbar. Dann gehen alle geprellten Verbraucher leer aus.

Mitglied im Bund der Energieverbraucher: Florian Dälken

Florian Dälken ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht und beschäftigt sich mit Rechtsfragen des Insolvenzrechts und des Energievertragsrechts. „Verbraucher, die für ihre Rechte kämpfen, müssen sich vernetzen. Der Bund der Energieverbraucher ist im Internet ganz stark aufgestellt und bietet eine tolle Plattform, um verbraucherfreundliche Urteile zu sammeln und sich im Forum über aktuelle Streitfragen auszutauschen.“, beschreibt Dälken seine Motivation, im Bund der Energieverbraucher e. V. mitzumachen.“

Dälken hat die Insolvenz des Energieversorgers Teldafax aufgearbeitet und konnte gleich mehrere Gerichtsentscheidungen im Sinne der Energieverbraucher erwirken: Wiederholt entschieden Gerichte im Einzelfall, dass einer der ehemaligen Teldafax-Manager persönlich für insolvenzbedingte Schäden mancher Kunden aufkommen muss. Gleichzeitig konnten Zahlungsklagen des Teldafax-Insolvenzverwalters gegen einzelne ehemalige Kunden abgewehrt werden.

Teldafax: Insolvenzverwalter scheitert vor Gericht

Der Insolvenzverwalter von Teldafax wollte von einem Exkunden von Teldafax Geld eintreiben.

Insolvenzverwalter scheitert vor Gericht

(11. Januar 2013) Der Insolvenzverwalter von Teldafax wollte von einem Exkunden von Teldafax Geld eintreiben. Das Amtsgericht Nordhorn hat dies für unzulässig erachtet. Denn der Abtretung der Forderung durch die Teldafax Energy an die Teldafax Marketing hatte der Kunde zustimmen müssen. (Urteil vom 29.10.2012, Az 3 C 743/12)

 Download Urteil Amtsgericht Nordhorn vom 29. Oktober 2012 - Az: 3 C 743/12 

Der Bund der Energieverbraucher e.V. rät allen ehemaligen Teldafax-Kunden zu einer sorgfältigen Prüfung von Forderungen des Insolvenzverwalters.

Teldafax

Vorstand verurteilt

Vorstand verurteilt

(13. Dezember 2012) Der frühere Geschäftsführer von Teldafax, Gernot Koch, muss an einen ehemaligen Kunden 549 Euro Schadenersatz plus fünf Prozent Zinsen zahlen. Dazu verurteilte ihn das Amtsgericht Lingen wegen vorsätzlicher Täuschung (Amtsgericht Lingen, Urteil vom 21.09.2012, Aktenzeichen: 12 C 319/12).

Das Urteil gilt nur zwischen den beiden Parteien, eine Erstreckung auf andere Betroffene gibt es nicht. Das bedeutet, dass jeder Einzelne seine Forderung selbst einklagen muss, und zwar vor dem für seinen Wohnsitz zuständigen Gericht. Ein Erfolg ist dabei allerdings nicht garantiert. Denn der Sachverhalt kann etwas anders liegen als in dem vom Amtsgericht Lingen entschiedenen Fall. Zudem kann bei gleichem Sachverhalt ein anderes Amtsgericht die Rechtslage anders beurteilen.

Teldafax

Nichts zahlen!

Teldafax: Nichts zahlen!

(30. Januar 2012) Rund 700.000 ehemalige Teldafax-Kunden sind um ihre Vorauskasse-Zahlungen geprellt. Denn Teldafax ist pleite. Nun verlangt der Insolvenz-Verwalter von vielen Geschädigten dennoch die Zahlung offener Rechnung. Denn dieser Forderungen macht eine andere Firma aus dem Teldafax-Geflecht geltend und dies dürfe nicht vermischt werden, so der Insolvenzverwalter Biner Bähr.

Das ZDF-Magazin Frontal 21 hat am 24. Januar 2012 in einem Bericht ("TelDaFax-Kunden zahlen weiter drauf") Rechtsexperten zu Wort kommen lassen. Sie halten die Verträge, auf die sich der Insolvenzverwalter beruft, für sittenwidrig und damit nichtig. Denn für die Kunden sei nicht erkennbar gewesen, dass sie es mit verschiedenen Firmen zu tun haben.

Teldafax: Insolvenzverwalter will Verbraucher melken

Musterbrief der VZ hilft

Teldafax: Insolvenzverwalter will Verbraucher melken

Die insolvente Teldafax fordert von zahlreichen früheren Kunden Geld. Vor der Überweisung sollte man gründlich prüfen.

(9. Dezember 2011) Wer in diesen Tagen ein Rechnung vom Insolvenzverwalter der Teldafax bekommt, sollte keinesfalls sofort zahlen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat eine ausführliche Information und einen Musterbrief ins Internet gestellt.

Austausch mit anderen Betroffenen im Forum.

Teldafax: Insolvenzverfahren eröffnet

Das Amtsgericht Bonn hat das Insolvenzfahren gegen Teldafax nun offiziell eröffnet.

Insolvenzverfahren eröffnet

(05. September 2011) Das Amtsgericht Bonn hat das Insolvenzfahren gegen Teldafax nun offiziell eröffnet. Auf eine besonderen Seite informiert das Amtgericht über alle damit zusammenhängenden Fragen: Amtsgericht Bonn: Insolvenzverfahren TelDaFax-Gruppe

Wer von Teldafax noch viel Geld zu bekommen hat, der bekommt jetzt die Chance, nach langem Warten wenigstens einen kleinen Teil des Geldes wieder zurück zu bekommen.

Wie konkret vorzugehen ist, kann man auf den oben erwähnten Seiten des Amtsgerichts nachlesen.

TelDaFax im Visier

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die insolvente Troisdorfer TelDaFax

TelDaFax im Visier

(11. Juli 2011) Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die insolvente Troisdorfer TelDaFax und ließ dazu in mehreren Städten Büros und Privatwohnungen durchsuchen. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt das Unternehmen der Insolvenzverschleppung und des gewerbsmäßigen Betrugs.

Teldafax pleite, was tun?

Pressemitteilung des Bundes der Energieverbraucher e.V. vom 20. Juni 2011

Pressemitteilung des Bundes der Energieverbraucher e.V.

Teldafax pleite, was nun?

(20. Juni 2011) Teldafax hat Insolvenz angemeldet und alle Energielieferungen eingestellt. Was bedeutet das für die Verbraucher und die Energiemärkte?

Kein Teldafax-Kunde steht nun ohne Strom oder Gas da. Der örtliche Grundversorger übernimmt die Belieferung mit Strom oder Gas. Wenn der örtliche Grundversorger die Versorgung als sogenannte Ersatzversorgung übernimmt, dann muss er unmittelbar dem Kunden den Beginn und das Ende der Ersatzversorgung mitteilen (§ 3 StromGVV).

Die bereits an Teldafax geleisteten Vorauszahlungen kann man zurückfordern. Auch sollten diese Zahlungen auf die Abschlussrechnung von Teldafax angerechnet werden. Unter dem Strich ergibt sich wohl meist ein Guthaben zu Gunsten des Kunden, dessen Auszahlung vom Insolvenzverwalter eingefordert werden sollte:  Dr. Biner Bähr, Graf-Adolf-Platz 15, 40213 Düsseldorf. Ob man nach Monaten des wartens einen Teil des Geldes ausgezahlt bekommt, lässt sich nicht absehen. Wenn Teldafax keine Endabrechnung vornimmt, kann man dies überschlägig auch selbst vornehmen.

Wer vor kurzem über eine Einzugsermächtigung eine Vorauszahlung an Teldafax geleistet hat, sollte über seine Bank versuchen, das Geld zurückzuholen.

Wer in die Ersatzversorgung gefallen ist, sollte sich rasch nach einem neuen Versorger umsehen. Denn die sogenannte Ersatzversorgung ist nicht besonders günstig und kann ohne jede Frist beendet werden durch Abschluss eines neuen Versorgungsvertrags. Aber nicht unbedingt ist der billigste Anbieter auch der beste. Vor Tarifen mit Vorauskasse wird gewarnt. Mit guten Grund.

Die Pleite von Teldafax war seit langem absehbar. Denn die Tarife von Teldafax waren nicht kostendeckend kalkuliert und konnten daher langfristig keinen Bestand haben.

Bereits vor Jahren hat der Bund der Energieverbraucher die Bundesnetzagentur aufgefordert, Teldafax zu marktgerechtem Handeln zu veranlassen. Die gesetzlichen Möglichkeiten dafür sind vorhanden. Allerdings hat die Bundesnetzagentur hier ihre Aufgabe nicht erfüllt.

Über mehrere Jahre hinweg konnten sich allerdings Teldafax-Kunden über besonders günstige Preise freuen. Und Teldafax hat die Energiemärkte belebt.

Sparfüchse sollten auch künftig keine Angst vor dem Anbieterwechsel haben. Sie sollten aber bei besonders günstigen Angeboten vorsichtig sein und Tarife mit Vorauszahlungen meiden.

letzte Änderung: 22.03.2016