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In der Öffentlichkeit entbrennt derzeit ein Streit um die Firma Care-Energy.

Wirbel um Care-Energy

In der Öffentlichkeit entbrennt derzeit ein Streit um die Firma Care-Energy. Dieser Anbieter  bietet Strompreise, die nach Auffassung von Experten nicht dauerhaft kostendeckend kalkuliert sein können.

(13. Juni 2013) Zuerst warnte der Bund der Energieverbraucher am 2. Mai 2013 vor der Marke Care-Energy (CE) des Hamburger Energieversorgers mk-group Holding GmbH. Man gebe mit der Vertragsunterzeichnung CE eine umfassende und für den Verbraucher nicht offensichtliche Vollmacht. CE ging daraufhin öffentlich gegen den Verein vor, es gehe dem Verein nur um Mitgliederfang. Auch mahnte CE den Verein zweimal erfolglos ab. Kurze Zeit später änderte CE seine AGB, wobei fraglich ist, ob diese Änderungen die aufgeworfenen Kritikpunkte restlos beseitigen.

Abmahnung durch vzbv

Einen Tag später informierte die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) , dass er die unter der Marke Care-Energy handelnden Unternehmen wegen unzulässiger AGB und unlauterer Werbung abgemahnt habe.

Die Angebote seien intransparent, CE locke Kunden mit Strompreisen von knapp 20 Cent pro kWh. Mit wem der Verbraucher tatsächlich einen Vertrag abschließe, sei unklar. Im Auftragsformular verstecke sich eine tückische Vollmachtsklausel, mit der der Verbraucher der mk-power umfangreiche Befugnisse erteilt, Verträge in seinem Namen abzuschließen und zu kündigen.

Zudem könnten die Rechte und Pflichten aus dem Vertrag auch ohne Zustimmung der Kunden an Unternehmen der mk-group sowie an deren nicht genannte regionale Partner übertragen werden. Zusätzlich enthielten die AGB ein unklar formuliertes Preiserhöhungsrecht und einen unbestimmten Liefertermin, so der vzbv.

Zweifelhaftes Geschäftsmodell

Derzeit bietet das Unternehmen die gelieferte „Nutzenergie“ zu 19,80 Cent/kWh an und liegt damit nach Einschätzung des Dachverbands der Stromwirtschaft BDEW unterhalb des Einstandspreises. Die rechtliche Zulässigkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit des Geschäftsmodells der Unternehmensgruppe wird von aktuellen Gerichtsentscheidungen und aktuellen Medienberichten als zweifelhaft eingeschätzt. Alle Berichte kommen zu dem Schluss, dass das Unternehmen mit dem Geschäftsmodell nicht dauerhaft am Markt wird bestehen können, so der BDEW. CE gibt an, als Energiedienstleister für ihre Kunden die Kundenanlage hinter der Hausanschlusssicherung sowie die elektrischen Verbrauchsgeräte zu betreiben und damit ihre Kunden nicht mit Strom zu beliefern, sondern die Leistung des Unternehmens bestehe in der Bereitstellung von Licht, Wärme und Kälte.

Das Landgericht Berlin sieht in dem Contracting-Modell von Care-Energy nur ein Scheincontracting zur Generierung von Steuervorteilen. Tatsächlich, so das Landgericht Berlin, baut Care-Energy keine Energieerzeugungsanlage, sie gibt auch keine Energie weiter. Sie übernimmt lediglich auf dem Papier die Anlage des Kunden, während sich vor Ort tatsächlich überhaupt nichts ändert, weder an den Leitungen, noch an der Steuerung.  (Aktenzeichen 91 O 47/12, Urteil vom 8.5.2012).

Ärger mit Presse und Behörden

Care Energy hat sich nicht nur mit dem ZDF, dem Handelsblatt und Spiegel-online öffentlich angelegt. Auch die Behörden sind der Unternehmensgruppe nicht grün. Weil die vorgeschriebenen Bilanzen und Geschäftsberichte von CE nicht rechtzeitig veröffentlicht wurden, hat das Bundesamt für Justiz bereits Ordnungsgelder verhängt und weitere Verfahren sind anhängig. Kommentar von CE-Chef Kristek: „Bei uns geht Genauigkeit vor Schnelligkeit“. Die Bundesnetzagentur hat ein Bußgeld gegen Care-Energy verhängt, weil keine Anzeige nach § 5 EnWG erfolgte (Aktenzeichen BK6 – 12/057). CE kündigte juristische Schritte gegen die Bundesnetzagentur an. Prahlte CE noch öffentlich mit über 260.000 Kunden, so wurde diese Zahl von einem auf den anderen Tag auf 60.000 Kunden zum Ende 2012 öffentlich berichtigt. Denn CE hätte der Netzagentur auch anzeigen müssen, wenn mehr als 100.000 Kunden versorgt werden. Auch das Bundeskartellamt beschäftigt sich mit Vorwürfen, dass Care Energy mit Dumping-Preisen operiert. Am 2. Mai 2013 mailte Kristek an seinen Vertrieb: „Ich werde kein Pardon mehr kennen und in schwerwiegenden und vor allem nachvollziehbaren Fällen den Energiepreis in der betroffenen Region auch mit medialer Unterstützung wie angekündigt auf NULL setzen und dies bis zu dem Zeitpunkt, wo wieder Vernunft einkehrt und wir als Energiedienstleister nicht mehr be- oder verhindert werden“.

Interner Zoff

Auch innerhalb des siebenstufigen Strukturvertriebs mit rund 7.000 Vertretern gibt es Streit. Denn mehrere Care-Vertreter mahnten öffentlich ausstehende Provisionen an.

Vorsicht geboten

Angesichts der Fülle von ungeklärten Sachverhalten, schwebenden Verfahren und fehlenden Informationen sind Verbraucher gut beraten, trotz der scheinbar niedrigen Preise die Risiken des Geschäftsmodells von CE nicht zu ignorieren.

letzte Änderung: 11.01.2018