311 Erdgas Brennwerttechnik / Foto: Zukunft Erdgas e.V.

News zum Thema Erdgas

Aktuelle Nachrichten zum Thema Gas hier.

Der Staat übernimmt die Abschlagszahlungen für Gas und Wärme im Dezember 2022

(14. November 2022) Eine gute Botschaft für alle Gas- und Wärmekunden: Der Staat übernimmt die Abschlagszahlung für Dezember 2022. Der Bundesrat hat heute einem entsprechenden Gesetz des Bundestags zugestimmt. Dem Gesetz liegt ein Vorschlag der ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme zugrunde. Konkret entfällt für Erdgasverbraucher im Dezember 2022 die Pflicht, die vertraglich vereinbarten Voraus- oder Abschlagszahlung zu leisten. Beträge, die Letztverbraucher dennoch zahlen, sind in der nächsten Rechnung zu berücksichtigen.

Für die Jahresendabrechnung heißt das Folgendes: Die Entlastung wird auf Grundlage von einem Zwölftel des Jahresverbrauchs, den der Lieferant für die Entnahmestelle im September 2022 prognostiziert hatte, sowie des aktuellen Gaspreises vom Dezember errechnet. Die Regelungen sind im Detail kompliziert. Die Kernformel lautet: Die einmalige Entlastung entspricht einem Zwölftel der der Abschlagszahlung im September 2022 zugrunde liegenden Jahresverbrauchsprognose multipliziert mit dem Gesamtbruttoarbeitspreis aus Dezember 2022 zuzüglich einem Zwölftel des Jahresbruttogrundpreises mit Stand September 2022.

Für Wärmekunden erfolgt die Entlastung für den Dezember aufgrund anderer Vertragsstrukturen als bei Gas durch eine pauschale Zahlung, die sich an der Höhe des im September gezahlten Abschlags zuzüglich eines Anpassungsfaktors bemisst.

Auch Mieter gas- oder wärmebeheizter Wohnungen profitieren, weil ihre Nebenkostenabrechnung geringer ausfällt. Denn auch ihre Vermieter sparen den Dezemberabschlag.

Verbraucher erhalten die Gutschrift, ohne dass sie tätig werden müssen. Es empfiehlt sich, auf der Jahresendabrechnung zu prüfen, ob die Gutschrift vom Versorger verrechnet wurde.

Wichtig ist: Wer Energie spart, reduziert seine Kosten zusätzlich und unabhängig von der Entlastung durch den Staat. Energiesparen lohnt sich!

Die Bundesregierung hat Informationen zu den Details im Internet veröffentlicht:

LNG-Terminals

Bundesregierung forciert Flüssigerdgas

LNG-Terminals: Bundesregierung forciert Flüssigerdgas

Von Daniela Roelfsema

(20. Mai 2022) Mit der Schaffung von Möglichkeiten zum Import verflüssigten Erdgases (LNG) über Schiffe soll Deutschland unabhängiger von Erdgasimporten über Pipelines werden. Bisher verfügt Deutschland nicht über ein eigenes LNG-Terminal zur Entladung von Tankschiffen sowie Aufbereitung des LNG zur Einspeisung in das Erdgasnetz und ist auf die Häfen von Nachbarländern mit LNG-Terminals angewiesen (siehe ED 2/2019, S. 6). Im Hinblick auf die begrenzten Transportkapazitäten bestehender Netzverbindungen mit unseren Nachbarländern, laufen seit dem Jahr 2018 konkrete Planungen zur Errichtung von LNG-Terminals in Norddeutschland mit Standorten nahe bereits bestehender Gasfernleitungen und einem Großteil der deutschen Gasspeicher. Die Genehmigungsverfahren für LNG-Terminals in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven haben trotz einer im März 2019 beschlossenen „Verordnung zum Aufbau einer LNG-Infrastruktur“ bisher kaum Fortschritte gemacht.

311 LNG-Tanker bei der Entladung im Hafen von Klaipėda / Foto: NPershaj / stock.adobe.com

LNG-Tanker bei der Entladung im Hafen von Klaipėda unter Nutzung eines schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) zur Einspeisung in das litauische Erdgasnetz

Am 27. Februar 2022 erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Rahmen einer Sondersitzung des Bundestages unter Bezugnahme auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, dass der Bau zweier LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven nun schnell erfolgen werde, um die Erdgasabhängigkeit Deutschlands von Russland zu beenden. Der Bau von Terminals werde jedoch drei bis fünf Jahre dauern.

Für eine schnelle Lösung könnten übergangsweise schwimmende Terminals, sogenannte „Floating Storage and Regasification Units“ (FSRU), zur Einspeisung von Gas eingesetzt werden. Uniper und RWE, die das Terminal im niedersächsischen Wilhelmshaven sowie dessen Anbindungen betreiben sollen, gaben nach einer ersten Prüfung bekannt, dass die Verlegung der Anschlussleitung und eine Inbetriebnahme der ersten FSRU noch in diesem Jahr möglich sei und angestrebt werde. Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist teilte mit, dass die Stadt sofort in das Projektmanagement einsteigen werde. Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) erklärte eine schnelle Genehmigung zur Chefsache: „Unsere Aufgabe ist es, uns so schnell wie möglich aus der russischen Umklammerung beim Gas zu befreien.“

Deutlich gemütlicher gibt man sich im für das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel zuständigen Kieler Wirtschaftsministerium: „Allein das Genehmigungsverfahren dauert etwa zwei Jahre. Dann kommen noch zwei bis drei Jahre Bauzeit. Das heißt, frühestens 2026 wäre das Terminal fertig“, bremst der dort zuständige Staatssekretär Thilo Rohlfs (FDP). Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) meint hingegen, es wäre Zeit „die ganze Schlafmützigkeit und Bräsigkeit, die es ja gibt, abzuschütteln“.

Für ein weiteres Terminal mit dem Namen „Hanseatic Energy Hub“ in Stade sollen von den beteiligten Projektpartnern bereits die Genehmigungsunterlagen bei den Behörden eingereicht worden sein. Zu den Befürwortern dieses Terminals zählt der Energieversorger EnBW. Ferner prüft die Hansestadt Hamburg einen kurzfristigen Einsatz von FSRU in ihrem Hafengebiet.

Insolvenz

Nord Stream 2 am Ende?

Insolvenz: Nord Stream 2 am Ende?

Von Louis-F. Stahl

(17. Mai 2022) Die in der Schweiz ansässige Betreibergesellschaft der in den Jahren 2017 bis 2021 gebauten und parallel zur bestehenden Pipeline „Nord Stream“ 1.230 Kilometer von Russland durch die Ostsee nach Deutschland verlaufenden Pipeline „Nord Stream 2“ ist insolvent. Dies teilte am 1. März 2022 die Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zug der Öffentlichkeit mit. Zwei Tage später dementierten Sprecher der Nord Stream 2 AG eine offizielle Konkursanmeldung, gestanden aber gegenüber CH ­Media ein, dass das Unternehmen „de facto insolvent“ sei. Kurz darauf stellte erst die Webseite der Gesellschaft den Betrieb ein, dann E-Mail­­adressen und Telefonnummern. Seither ist die Gesellschaft für die Öffentlichkeit unerreichbar. Über 100 MitarbeiterInnen wurden freigestellt oder entlassen. 

Die Nord Stream 2 AG gehört der russischen Gazprom. Die in den Medien häufig als projektbeteiligt bezeichneten Unternehmen BASF, Engie, Uniper, OMV und Shell haben zwar den Bau finanziert, sollen aber keine Eigentumsanteile an der Pipeline oder der Nord Stream 2 AG erworben haben. BASF, OMV und Uniper teilten inzwischen mit, jeweils rund eine Milliarde Euro für die Pipeline abgeschrieben zu haben. Offenkundig haben es die investierenden Unternehmen versäumt, sich ausreichende Sicherheiten ausstellen zu lassen oder sich Eigentumsrechte zu sichern. 

Was aus der im September 2021 fertiggestellten und zwischen Oktober und Dezember 2021 befüllten Pipeline in der Ostsee wird, ist derzeit noch unklar. Es wäre keine Überraschung, wenn sich die Insolvenz der Projektgesellschaft in einigen Jahren als geschickter Schachzug zur Beseitigung von Verbindlichkeiten herausstellt. Die von westlichen Unternehmen bezahlte Pipeline direkt von Gazproms Gasfeldern nach Deutschland ist schließlich nur durch Gazprom nutzbar – oder bleibt auf ewig ungenutzt.

Geschäft mit der Gas-Hausschau

Schornsteinfegerhandwerk

Geschäft mit der Gas-Hausschau

Von Louis-F. Stahl

(29. Oktober 2019) „Die Verantwortung für die Gasinstallation liegt in Ihren Händen. Spätestens im Schadensfall muss vor Gericht dokumentiert werden, dass sachgerechte Überprüfungen Ihrer Gasinstallation stattgefunden haben! Wir übernehmen gerne die jährlich vorgeschriebene Gas-Hausschau für Sie, Ihr Schornsteinfegermeister“. Mit solch bedrohlichen Worten von ihrem Schornsteinfeger eingeschüchterte Hausbesitzer wenden sich zunehmend an den Bund der Energieverbraucher und fragen: „Gibt es eine solche Vorschrift wirklich?“

311 Gasmessung / Foto: Rau GmbH

Entsprechend § 13 der Niederdruckanschlussverordnung in Verbindung mit § 49 des Energiewirtschaftsgesetzes sind beim Betrieb von Gasanlagen die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Dazu zählt für Haushaltsanschlüsse das DVGW-Arbeitsblatt G 600 (TRGI 2018). Eine „Wartung“ der Gasanlage ist demnach nur alle 12 Jahre vorgesehen. Die Wartung umfasst unter anderem eine Überprüfung der Funktion aller Absperreinrichtungen, der Dichtheit und der Gebrauchsfähigkeit mit einem Gasspürgerät. Eine solche Wartung ist in Eigenregie nicht zu leisten und muss durch einen befähigten Handwerksbetrieb erfolgen – dazu zählt der Schornsteinfeger in aller Regel nicht.

Die TRGI sieht darüber hinaus aber auch eine jährliche „Sichtkontrolle“ der Anlage vor. Diese Sichtprüfung bedarf keiner Fachkenntnis und kann durch den Anschlussnutzer selbst erfolgen. Das ist auch den Schornsteinfegern bewusst. Eine Handreichung in der Vereinszeitschrift vom Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger führt dazu aus: „Da wir jedoch als Fachmann auftreten und dem Kunden gegenüber Kompetenz und Sicherheit vermitteln wollen […] ist es empfehlenswert ein Gasspürgerät einzusetzen, um […] sich […] von der Ausführung durch den Kunden selbst weiter abzuheben. […] Nach wie vor ist es in den Köpfen der Leute: Gas birgt Gefahr. An dieser Stelle können wir ansetzen.“

Verbraucher sind also keinesfalls verpflichtet, ihren Schornsteinfeger die jährliche Gas-Hausschau durchführen zu lassen. Nur wenn das Angebot günstig ist und der Service gewünscht wird, können Verbraucher das Angebot freiwillig annehmen.

Wer die jährliche Sichtprüfung selbst vornehmen möchte, der findet gute Anleitungen und Checklisten im Internet: bdev.de/gasschau

Drohender Engpass im Erdgasnetz

In Deutschland gibt es mit H-Gas und L-Gas zwei Erdgassorten in getrennten Netzen. Das zum Großteil aus den Niederlanden stammende L-Gas wird in den nächsten Jahren absehbar aufgebraucht...

Drohender Engpass im Erdgasnetz

In Deutschland gibt es mit H-Gas und L-Gas zwei Erdgassorten in getrennten Netzen. Das zum Großteil aus den Niederlanden stammende L-Gas wird in den nächsten Jahren absehbar aufgebraucht und nach einem Erdbeben muss die Förderung jetzt zusätzlich schnell und drastisch reduziert werden.
Von Louis-F. Stahl

(30. Juni 2018) In der niederländischen Provinz Groningen bebte im Januar 2018 erneut die Erde. Mit einer Stärke von 3,4 auf der Richterskala handelte es sich absolut betrachtet zwar nur um ein sehr leichtes Erdbeben, dennoch wurden über 900 Häuser beschädigt. Fotos mit dicken Rissen in Hauswänden füllten erneut die lokalen Zeitungen. Denn dieses Beben ist kein Einzelfall: Im Verlauf des Jahres 2017 kam es zu über 18 Beben mit einer Stärke von über 1,5 sowie vielen weiteren kleineren Beben.

311 Seenlandschaft / Foto Peter Heeling (CC0)

Erdgasfeld Groningen

Das erste heftigere Beben ereignete sich im August 2012 und führte zu einer 100 Millionen Euro teuren Untersuchung, welche die Erdgasförderung als eindeutige Ursache nachweisen konnte. Mit ursprünglich 2.800 Milliarden Kubikmeter Erdgas ist das Groninger Gasfeld jedoch die bis heute wichtigste Erdgaslagerstätte innerhalb der Europäischen Union und einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region. Es versorgt nicht nur 93 Prozent der niederländischen Bevölkerung mit Erdgas, sondern deckt auch rund 22 Prozent des deutschen Gesamterdgasbedarfs (siehe Wie sich Deutschland versorgt). Betrachtet man das L-Gasnetz isoliert, beträgt die deutsche Importabhängigkeit vom Gasfeld Groningen sogar etwa 60 bis 70 Prozent.

L-Gas und H-Gas

Das stickstoffhaltige und niederkalorische Groninger L-Gas (englisch: „Low calorific gas“) unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung stark von dem in Deutschland sonst gebräuchlichen H-Gas („High calorific gas“), das in Russland, Norwegen und der Nordsee gefördert wird. Aufgrund des unterschiedlichen Brennwertes von etwa 8,2 kWh pro m3 bei L-Gas und 11,1 kWh pro m3 bei H-Gas, müssen Heizkessel, Gasherde und andere Verbrauchsgeräte entweder für L-Gas oder für H-Gas ausgelegt und eingestellt werden, um störungsfrei funktionieren zu können. Aus diesem Grund müssen L-Gas und H-Gas in zwei separaten Netzen transportiert werden. Solche L-Gasnetze finden sich in Deutschland in Teilen der Bundesländer Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.

311 Karte L-Gas Gebiete - H-Gas Gebiete Deutschland / Quelle: Bundesnetzagentur

L-Gas-Engpass

Dass die Vorräte des Erdgasfeldes Groningen zur Neige gehen, ist seit vielen Jahren bekannt. Zumindest bis zum ersten Beben im Jahr 2012 wurde jedoch von einem nur schleichenden Auslaufen der Förderung und einem Ende der Importe nach Deutschland nicht vor 2030 ausgegangen. Diese Einschätzung änderte sich 2012 schlagartig: Nach dem ersten stärkeren Beben kam es zu einem Förderstopp und um die Förderung wieder aufnehmen zu dürfen, musste die „NAM“ als Betreiber gegenüber dem niederländischen Staat zusichern, die weitere Erdgasförderung zu drosseln und für entstandene Schäden aufzukommen. Die Fördermenge wurde aufgrund staatlicher Vorgaben und Urteile des obersten niederländischen Verwaltungsgerichtes seitdem bereits auf zuletzt 21,6 Mrd. m3 halbiert. Nach dem neuerlichen Beben im Januar 2018 wurde seitens der niederländischen Regierung Ende März eine weitere drastische Reduzierung der Förderung auf maximal 12 Mrd. m3 pro Jahr binnen weniger Jahre angekündigt.

Grenze der Leistungsfähigkeit

Ganz aktuell wurde die Förderung im April 2018 verglichen mit März 2018 um rund 40 Prozent reduziert. Ein konkreter Grund wurde bisher nicht bekannt und diese Entwicklung ist verglichen mit den Vorjahren unüblich. Nach Analysen der Zeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ (Heft 4/2018, S. 22) kam es bereits im März zeitweilig zu einer Verfünffachung der Handelspreise für kurzfristige Lieferungen. Die Gasspeicher wurden dabei auf bis zu 22 Prozent entleert, was einem Fünfjahrestief entspricht.

Marktraum-Umstellung

Bereits das absehbare natürliche Ende der Vorräte in Groningen mit einem Horizont nach dem Jahr 2030 war Anlass für die Planung einer „Marktraumumstellung“ von L- auf H-Gas. Im Rahmen dieses Prozesses werden lokale Gasnetze oder Netzbereiche innerhalb größerer Gemeinden von L- auf H-Gas umgestellt. Der Ablauf ist einfach:

  1. Der örtliche Gasnetzbetreiber informiert die Haushalte frühzeitig über die Umstellung.
  2. Techniker nehmen die Daten aller Gasgeräte in den Haushalten auf und veranlassen bei Bedarf die Bestellung von Umrüstsätzen bei den Geräteherstellern.
  3. Die Umrüstung der Geräte erfolgt kurz vor der Umstellung eines Netzabschnittes von L- auf H-Gas und dauert dank guter Vorbereitung und passend bestellter Teile nur wenige Minuten.

Die Umrüstung ist für die betroffenen Haushalte grundsätzlich kostenfrei. Die gesamten Kosten der Marktraumumstellung werden über eine Umlage von allen Erdgaskunden getragen. Eine Ausnahme bilden Geräte, für die wegen fehlender Teile oder aus anderen Gründen keine Anpassung möglich ist. Hier müssen Besitzer auf eigene Kosten ein neues Gerät anschaffen und erhalten dafür einen Zuschuss von 100 bis 600 Euro.

311 Grafik Ablauf der Marktraumumstellung für betroffene Verbraucher / Grafik: Bundesnetzagentur

Schleppende Umstellung

Seit Beginn der Marktraumumstellung im Jahr 2015 wurden jedoch nur gut 2,2 Prozent der in Deutschland installierten L-Gasgeräte auf H-Gas umgestellt. Dies klingt zunächst wenig, entspricht allerdings 110.000 umgerüsteten Heizungen, Herden und Öfen, wenn man sich vor Augen führt, dass nach Schätzungen der Gasnetzbetreiber insgesamt 5 Millionen Geräte betroffen sind. Im Laufe der kommenden zwei Jahre soll die Umrüstungsleistung nun auf bis zu 500.000 Geräte pro Jahr erheblich gesteigert werden. Eine noch stärkere Beschleunigung der Umrüstzahlen ist aus Kapazitätsgründen nicht möglich. Um dem L-Gas-Engpass dennoch begegnen zu können, haben die Netzbetreiber die Umstellung von Großverbrauchern wie Industriebetrieben und Kraftwerken vorgezogen.

H-Gas-Konvertierung

Ein weiterer Baustein ist die Errichtung von Gas-Konvertierungsanlagen, die hochkalorisches H-Gas durch Stickstoffbeimischung zu niederkalorischem L-Gas strecken können. Mehrere dieser Anlagen wurden kürzlich unter anderem in Broichweiden, Rehden und Ganderkesee in Betrieb genommen. Ein weiterer potenzieller Standort wurde am Grenzübergangspunkt Oude Statenzijl ausgemacht und soll bis 2019 in Betrieb gehen (Entwurf des Netzentwicklungsplans Gas 2018-2028 vom März 2018). Diese Anlagen sind jedoch im Betrieb sehr kostenintensiv und stellen daher keine dauerhafte Lösung dar.

Gesetzliche Anpassungen

Auch die Bundesregierung hat den drohenden Engpass im L-Gasnetz erkannt und einen Gesetzentwurf zur Anpassung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) auf den Weg gebracht, der den Anschluss neuer Verbraucher an das L-Gasnetz verhindern soll. In der Gesetzesbegründung nimmt das für den Entwurf federführende Bundeswirtschaftsministerium kein Blatt vor den Mund: „Angesichts der drohenden Gefahren für das Allgemeingut der Versorgungssicherheit, die mit dem Anschluss neuer Industrie- und Haushaltskunden verbunden sind und die im ungünstigsten Fall zu einer ganz oder teilweisen Unterbrechung der L-Gasversorgung führen könnten, […] ist [es] erforderlich, einen Anspruch auf den Anschluss neuer Letztverbraucher an L-Gasversorgungsnetze […] soweit wie möglich einzuschränken.“

Prognose der Bundesnetzagentur

Deutlich nüchterner wiederholte die Bundesnetzagentur kurz nach dem Engpass im März die von der Behörde bei den L-Gasnetzbetreibern eingeholte Aussicht für den kommenden Winter: „Von daher ist die ab 2018/2019 [der Prognose nach] nur knapp positive Mengenbilanz nach Ansicht der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber nicht als Signal der Entspannung zu verstehen.“ Dieses Fazit zogen Netzbetreiber und Bundesnetzagentur jedoch vor der Ankündigung der niederländischen Regierung die Fördermenge zukünftig zu halbieren und vor dem Rückgang der Förderung um 40 Prozent in den darauffolgenden Wochen. So bleibt aktuell nur zu hoffen, dass die zweifellos sinnvollen und notwendigen Maßnahmen, wie die Intensivierung der Marktraumumstellung, die Errichtung von H-Gas-konvertern, eine angedachte Ausweitung der Speicherkapazität für L-Gas und flankierende gesetzliche Maßnahmen zur Entlastung des -L-Gasnetzes ausreichen werden.

Von der Umstellung betroffene Gasnetze

Folgende Netzbetreiber planen die Umstellung ihres Gasnetzes kurzfristig in diesem Jahr oder im Laufe des Jahres 2019: Avacon (Burgwedel, Isernhagen, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel), BS Netz, Burgdorf Netz, Celle-Uelzen Netz, Energienetz Mitte, EVB Butzbach, Ewe Netz, Gemeindewerke Peiner Land, LSW Wolfsburg, Mittelhessen Netz, OberhessenGasNetz, Osterholzer Stadtwerke, Technische Werke Osning, Wesernetz (Bremen), Westnetz (Belm, Bissendorf, Bohmte, Borgholzhausen, Dissen, Melle, Ostercappeln und Werther) sowie die Stadtwerke Bad Nauheim, Friedberg, Marburg, Osnabrück, Peine und Wolfenbüttel.

Sofern Sie in einem der betroffenen Netzgebiete Gasgeräte betreiben, können Sie sich bei Ihrem örtlichen Netzbetreiber nach dessen Umstellungsplänen erkundigen. Die meisten Netzbetreiber veröffentlichen detaillierte Zeitpläne auf ihren Webseiten.

Februar: Deutschland braucht mehr Erdgas

Importpreise sinken um über 32 % - Endkundenpreise gehen nur um 3,8 % zurück

Februar: Deutschland braucht mehr Erdgas

(21. April 2016) Deutschland hat im Februar mit  340.088 Terajoule 4,3 % mehr Erdgas importiert als vor einem Jahr. Das berichtet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Die Importpreise fielen dabei um 31,2 % auf  4.133,62 Euro je Terajoule oder 1,49 Eurocent je kWh.

311 Gasspeicher Gazprom  / Foto: Gazprom

Foto: Gazprom

Nach Angaben des Fachmagazins Brennstoffspiegel sanken die Preise im gleichen Zeitraum für Endverbraucher lediglich um 3,8 % auf 6,45 Eurocent je kWh. Gegenüber dem Vormonat Januar gingen die Importpreise um 3,4 % zurück, die für Endverbraucher blieben hingegen bei einem kaum merkbaren Rückgang von 0,3 % weitgehend stabil.

EU: Erdgas-Versorgung im Winter sicherer machen

Deutsche Rechtslage soll auch bei Nachbarn gelten

EU: Erdgas-Versorgung im Winter sicherer machen

(19. April 2016) Die EU-Kommission will aufgrund der Konfliktsituation in der Ukraine die Erdgasversorgung Europas und Deutschlands im Winter sicherer und unabhängiger von Russland machen. Damit steht sie im Gegensatz zur deutschen Regierung (wir berichteten).

311 Bobbau Regelschiene / Foto: Dirk_Brzoska Ontras

Bei Engpässen im Gasnetz sollen sich die europäischen Nachbarn in Zukunft besser abstimmen und aushelfen. Eine Möglichkeit dazu sind die Gasnetze, hier eine Verdichterstation. Foto: Dirk Brzoska / Ontras

Zentrales Element des EU-Plans ist nach Informationen des Portals verbaende.com der Ausbau grenzüberschreitender Kooperationen. Die Mitgliedstaaten sollten demnach in Regionalgruppen - Deutschland mit Polen, Tschechien und der Slowakei -  Präventions- und Notfallpläne ausarbeiten und sich gegenseitig bei Engpässen aushelfen.

"Geschützte" Kunden wie private Haushalte hätten Vorrang vor "nicht geschützten" Kunden wie etwa Unternehmen. Dies ist in Deutschland bereits gängige Rechtslage. Das könnte dem Bericht nach dazu führen, dass Unternehmen in Deutschland auf Gas verzichten müssten, wenn Haushalte in Polen nicht mehr versorgt werden könnten.

Weiter sollten die Infrastruktur für verflüssigtes Erdgas (LNG) sowie Erdgasspeicher besser im europäischen Gasnetz verbunden werden.

Biogas: Nur selten drin, was draufsteht

Lediglich 10 % der Verträge stammen komplett aus Erneuerbaren Energien

Biogas: Nur selten drin, was draufsteht

(13. April 2016) Nur jeder zehnte Öko- oder Biogas-Anbieter hat einen Brennstoff im Portfolio, das ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammt. Lediglich 3 % bieten Ökogas an, das zu 100 % aus Rest- oder Abfallstoffen gewonnen wird. Das berichtet die Tageszeitung Die Welt.

311 Biogasanlage / Foto: Frank Urbansky

Wird viel zu selten für echtes Ökogas genutzt: Biogasanlage. Foto: Urbansky / EnWiPo

60 % hätten lediglich Beimischprodukte mit oftmals sehr geringen Anteilen an Biogas. 43 % betiteln reines Erdgas als Öko- oder Biogas, weil deren Kohlendioxid-Bilanz durch sogenannten Kompensationen wie Aufforstung des Regenwaldes ausgeglichen werden. Einer Studie zufolge, die im Bericht zitiert wird, wisse nur knapp jeder zweite Ökogas-Kunde, welche Art Gas er eigentlich beziehe. Auf den Vergleichsportalen werde zwischen den echten Ökogastarifen und Kompensationsprodukten nicht unterschieden.

Gasverbrauch in EU steigt erstmals seit 4 Jahren

Deutschland verbrauchte 2015 4,7 % mehr

Gasverbrauch in EU steigt erstmals seit 4 Jahren

(7. April 2016) Erstmals seit 4 Jahren ist der Gasverbrauch in der EU im letzten Jahr wieder gestiegen. Das berichtet das Vergleichsportal Check24 und stützt sich dabei auf einen Bericht des Gasindustrieverbandes Eurogas (hier in Englisch). Den vorläufigen Zahlen wurden in den EU-Mitgliedsländern 2015 insgesamt 4.604 Milliarden Kilowattstunden Erdgas verbraucht. In Deutschland lag der Anstieg mit 4,7 % im Vergleich zum Vorjahr etwas über dem EU-Durchschnitt.

311 GASAG Erdgasflamme

Foto: Gasag

Hauptgrund für den insgesamt höheren Verbrauch sei das Wetter gewesen: Die durchschnittlichen Temperaturen lagen 2015 deutlich unter denen des Jahres 2014. So wurde allgemein mehr Gas zum Heizen benötigt. In Deutschland kommt hinzu, dass der Trend beim Heizen klar in Richtung Erdgas geht. Mittlerweile werden mehr als die Hälfte der Haushalte mit Erdgas beheizt.

Gas- und Strompreise: Thüringer zahlen am meisten

Süddeutschland kommt proportional zu Einkommen am besten weg

Gas- und Strompreise: Thüringer zahlen am meisten

(1. April 2016) Ein Thüringer Ein-Personen-Haushalt muss 6,39 % seiner monatlichen Kaufkraft aufwenden, um seine Gas- und Stromrechnung zu begleichen. Auch in Sachsen-Anhalt und Sachsen ist die sogenannte Energiekostenquote mit 6,28 bzw. 6,25 % vergleichsweise hoch. Das hat das Vergleichsportal Check24 ermittelt. In den südlichen Bundesländern Bayern (4,63 %), Hessen (4,74 %) und Baden-Württemberg (4,78 %) ist die Belastung durch Gas- und Stromkosten deutlich geringer. Die Unterschiede sind auch den deutlich geringeren Einkommen im Osten geschuldet.

311 Absenken Rohrstrang / Foto: Ontras

Auch der Neubau von Erdgasleitungen verteuert die Energiekosten im Osten Deutschlands. Foto: Ontras

Zudem gebe es noch zwei weitere Gründe: Zum einen unterscheiden sich die Energiekosten in den einzelnen Bundesländern deutlich voneinander. Energie im Osten Deutschlands ist teurer, was  an der relativ neuen Infrastruktur der Gas- und Stromnetze liegt, die teils noch finanziert werden müssen. Zum anderen liegt das an dem überproportional hohen Anteil Erneuerbarer Energien, der hier eingespeist und in andere Regionen Deutschlands, insbesondere in den Süden, transportiert wird. Das wiederum verteuert die Netzentgelte.

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letzte Änderung: 16.11.2022