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Preiserhöhung abgewehrt

256 Familien wehren sich in Hagen gegen Gaspreis-Erhöhung

(7. Juni 2005) Wenn der ganz normale Bürger zum Verweigerer wird, ist die Ursache der Rebellion meist pekuniärer Art. Wie in diesem Fall.

Gleich 256 Familien überweisen dem Energie-Versorger Mark-E seit Oktober weniger fürs Gas, als der den Eigentümergemeinschaften in Rechnung stellt. Den Ausschlag für die Kürzung der Rechnungen gaben die deutlichen Gaspreiserhöhung von Mark-E im vergangenen Jahr. Die addierten sich sich auf nahezu 13 Prozent.

"Als das im Oktober richtig losging, haben wir uns zusammengesetzt", berichtet Ludwig Steinmann, der einem der beiden Verwaltungsbeiräte der Wohnkomplexe Eilper Straße 20 bis 30 b vorsitzt. "Unsere Meinung war eindeutig: Das lassen wir uns nicht länger gefallen." Um die 350 000 Kubikmeter Gas nehmen die Hausgemeinschaften pro Jahr von Mark-E ab. Kein Pappenstiel. Und deshalb wagten die Eilper den Konflikt mit Mark-E.

Statt 4,6 Prozent mehr, wie im Oktober gefordert, überwies die Hausverwaltung des Eilper Wohnkomplexes auf Grund der Beschlüsse der Eigentümergemeinschaften nur zwei Prozent mehr. "Die restlichen 2,6 Prozent wurden auf ein Sonderkonto überwiesen, damit wir juristisch auf der sicheren Seite sind," beschreibt der pensionierte Polizeibeamte Steinmann die Lage. Kurz vor Weihnachten, am 17. Dezember, kam die erste ultimative Mahnung von Mark-E, in der mit der Einstellung der Gasversorgung gedroht wurde, wenn der ausstehende Betrag nicht bis zum 27. Dezember gezahlt werde.

Ludwig Steinmann: "So etwas kurz vor Weihnachten zu bekommen, da wird man schon nachdenklich." Aber alle blieben bei der Stange. Und im Antwortschreiben an Mark-E wurde noch einmal hervorgehoben, dass das Geld auf ein Sonderkonto überwiesen werde und man selbstverständlich bereit sei, die ausstehende Summe sofort zu zahlen, wenn Mark-E in der Lage sei, die geforderte Preiserhöhung überprüfbar nachzuweisen.

Zwischenzeitlich erfolgte die nächste Gaspreiserhöhung. Und am 16. Februar ein weiteres Schreiben des Versorgungsunternehmens. Diesmal mit der Aufforderung, unter Vorbehalt die ausstehende Summe zu begleichen. Damit bleibe die Rechtsposition der Kunden unberührt. Das indes sieht Ludwig Steinmann ganz anders: "Bei Zahlungen unter Vorbehalt wären wir in der Beweispflicht, bei den von uns vorgenommenen Kürzungen muss Mark-E den Nachweis erbringen, dass die Preiserhöhungen gerechtfertigt sind." Bis heute geht der Schriftwechsel weiter. Mal kommen Zahlungserinnerungen, mal Mahnungen. Mal werden juristische Schritte angedroht, dann wieder die Einstellung der Versorgung. Ludwig Steinmann: "Aber in keinem Schreiben wurde die Notwendigkeit der Preiserhöhung nachgewiesen." Insofern sehen die Eigentümergemeinschaften auch einer juristischen Auseinandersetzung locker entgegen.

Steinmann: "Dann müsste Mark-E seine Kalkulation ja offenlegen." Inzwischen liegen mehr als 8700 Euro auf dem Sonderkonto. Möglicherweise kommt aber jetzt Bewegung in die Angelegenheit: Mark-E hat offensichtlich Gesprächsbereitschaft signalisiert. (Westfalenpost 7.6.05)

letzte Änderung: 19.04.2023