Strom haltbar machen
Wenn nach 20 Jahren die Einspeisevergütung ausläuft, denken viele Besitzer von PV-Anlagen darüber nach, einen Speicher nachzurüsten. Das kann sich lohnen – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Von Peter Ringel
(24. November 2025) Fast alle neuen Photovoltaik-Anlagen werden zusammen mit einem Heimspeicher installiert. Denn der Eigenverbrauch ist deutlich rentabler, als den Strom ins Netz zu speisen. Bis vor wenigen Jahren lohnte sich die Kombination mit einer Batterie dagegen kaum, weil die Einspeisevergütungen hoch und die Speicher teuer waren. Inzwischen jedoch sind die Preise für Batteriesysteme massiv gefallen.
Lohnt sich also eine Nachrüstung? Entscheidend ist, wie hoch der Solarstrom vom eigenen Dach vergütet wird – und wie lange noch. Nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung erhalten Betreiber kleiner Anlagen für ins Netz gespeisten Solarstrom nur den Marktpreis. Bei diesen Beträgen von wenigen Cent lohnt sich der Weiterbetrieb nur, solang keine teuren Reparaturen anstehen. Deshalb überlegen viele Betreiber von Ü-20-Anlagen, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe oder einer Wallbox fürs E-Auto mehr Solarstrom selbst zu verbrauchen. Auch ein Speicher würde den Eigenverbrauch erhöhen.
Energie vom Dach Bei neuen PV-Anlagen sind Speicher längst Standard.
Zusätzlich zum Speicher ist oft ein neuer Wechselrichter nötig
Ist eine Anlage jünger als 20 Jahre, hängt die Wirtschaftlichkeit eines nachträglich installierten Batteriesystems wesentlich vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme ab. »Wer eine hohe Einspeisevergütung erhält, die nah am aktuellen Strompreis liegt, der gewinnt nichts mit einem Speicher«, erklärt Thomas Seltmann. Der Referent für Solartechnik und Speicher beim BSW-Solar weist auf weitere Faktoren hin, die beim Nachrüsten zu beachten sind: »Wenn eine PV-Anlage 15 Jahre oder älter ist, würde ich auch einen funktionsfähigen Wechselrichter austauschen.« So hat es der PV-Experte auch bei seiner eigenen Anlage gemacht. Denn während Solarmodule in der Regel über viele Jahrzehnte und auch nach dem Förderzeitraum noch Strom liefern, halten Wechselrichter meist keine 20 Jahre – manche müssen schon nach der Hälfte der Zeit ausgetauscht werden.
Werden Speicher und Wechselrichter zusammen installiert, bietet sich ein Hybridgerät an, das sowohl den Gleichstrom (DC) der Module in Wechselstrom (AC) umwandelt als auch das Speichern des Solarstroms im Batteriesystem ermöglicht. Wird der Wechselrichter nicht ausgetauscht, empfiehlt sich bei alten PV-Anlagen in der Regel die AC-seitige Kopplung der Batterie. Dabei ist der Aufwand für die Installation vergleichsweise gering, da die Solaranlage unverändert weiterläuft. Neben dem Speicher ist dann ein Batteriewechselrichter erforderlich. Nachteil der AC-Kopplung: dass der Strom zweimal umgewandelt wird, geht zulasten der Effizienz.
»Wer eine hohe Einspeisevergütung erhält, die nah am aktuellen Strompreis liegt, der gewinnt nichts mit einem Speicher«
Thomas Seltmann, BSW-Solar
Wie Wirtschaftlichkeit und Dimensionierung berechnet werden
Für die Auslegung eines Speichers sind beim nachträglichen Einbau grundsätzlich dieselben Größen heranzuziehen wie bei einer gleichzeitigen Installation mit einer PV-Anlage. Laut der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin hängt die maximal empfohlene Batteriegröße vor allem von der vorhandenen PV-Generatorleistung und dem Stromverbrauch ab. Hat die PV-Anlage beispielsweise eine Leistung von zehn Kilowatt und werden in einem Einfamilienhaus pro Jahr 4000 Kilowattstunden verbraucht, sollte die nutzbare Kapazität des Speichers sechs Kilowattstunden nicht überschreiten. Relevant ist auch das Verbrauchsverhalten in einem Haushalt. Ist der Spitzenverbrauch tagsüber am höchsten, kann der Speicher kleiner ausfallen – überdimensionierte Heimspeicher beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit.
Für PV-Anlagen aus den Jahren 2009 bis 2012 gilt ein Sonderfall
Ob ein Speicher wirtschaftlich ist, hängt von vielen Faktoren ab, die in eine Kalkulation einfließen: Preis,Größe von Batterie und PV-Anlage, Strompreis, Vergütung, Eigenverbrauchsquote sowie Umwandlungsverluste. Bei der Nachrüstung ist dabei ein wenig bekannter Sonderfall beachten: Bei einer Inbetriebnahme der PV-Anlage zwischen Juli 2009 und März 2012 können Betreiber optional für selbst verbrauchten Solarstrom eine Vergütung erhalten, die bis zu 25 Cent pro Kilowattstunde beträgt. Somit wird das Einspeichern vergütet und zugleich muss weniger Strom aus dem Netz bezogen werden. Eine attraktive Konstellation, wie Seltmann betont: »Zusammen mit der Vergütung für den Eigenverbrauch kann sich ein Speicher für diese Anlagen schnell bezahlt machen.«
Ein neuer Zählerschrank macht die Kalkulation schnell zunichte
Eine bestens kalkulierte Wirtschaftlichkeitsrechnung kann allerdings zunichte gemacht werden, wenn der Netzbetreiber für die Installation eines Speichers einen neuen Zählerschrank fordert. »Das kann ein Knock-out-Kriterium sein«, gibt der Fachmann des BSW-Solar zu bedenken. Bei manchem Installateur gebe es dabei eine Art vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem Netzbetreiber. Nicht in jedem Fall sei ein neuer Zählerschrank technisch notwendig.
Speicher werden zwar im Internet angeboten – dafür einen Installateur zu finden, dürfte aber schwer sein. Bei den Preisen gibt es derzeit wenig Bewegung. Nach dem starken Rückgang in der Vergangenheit machen inzwischen die übrige Hard- und Software sowie die Installation einen großen Teil der Kosten aus. Die Preise liegen etwa zwischen 400 und 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität inklusive Installation. Das unabhängige Verbraucherportal Finanztip empfiehlt für übliche Anlagen und Haushalte nicht mehr als 600 Euro pro Kilowattstunde zu investieren, damit sich ein Speicher nach zehn Jahren amortisiert. Beim Vergleich von Angeboten sollte neben dem Preis auch auf die Ausstattung und den Leistungsumfang geachtet werden, rät Seltmann. Sind etwa die Installationskosten komplett aufgeführt und ein Energiemanagementsystem oder eine Notstromfunktion enthalten?
Dem PV-Experten zufolge sind Speichersysteme insgesamt besser geworden. Das ergibt sich auch aus den Untersuchungen der HTW Berlin, die regelmäßig die Energieeffizienz von PV-Batteriesystemen namhafter Hersteller ermittelt. Demnach können sowohl AC- als auch DC-gekoppelte Systeme eine herausragende Systemeffizienz erzielen.
Ein Vergleichstool auf Basis der Testergebnisse hilft, einen effizienten Heimspeicher auszuwählen. Auf den Seiten der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme finden sich außerdem mehrere Rechner zur optimalen Auslegung von Speichern: solar.htw-berlin.de

