ED 01/20 Einladung zur Prosumertagung des Vereins (S.33)
Lohnende Kraftpakete

Lohnende Kraftpakete

Vereinsmitglied Ernst Nägele möchte gern in sein Mehrfamilienhaus gemeinsam mit acht anderen Eigentümern ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) einbauen. Doch die Gesetzeslage und unterschiedliche Aussagen von Fachleuten und Herstellern haben ihn verunsichert. Wolfgang Suttor, Experte für Blockheizkraftwerke, rät dazu, sich nicht verwirren zu lassen und die Möglichkeiten eines Mini-BHKW zu nutzen.

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Wolfgang Suttor, Experte für Blockheizkraftwerke

(14. Juni 2009) Die meisten Eigentümer denken erst dann an ein BHKW, wenn ihr alter Heizkessel ersetzt werden muss. Meist drängt dann die Zeit, weil die defekte Heizung schnell wieder funktionieren muss. Dennoch sollte man zunächst den Wärmebedarf sorgfältig prüfen, also gegebenenfalls Außenwände, Dach beziehungsweise Dachdecke dämmen, die Decke zwischen Keller und dem Boden im Erdgeschoss isolieren und die Fenster im Blick behalten.Die Bundesregierung unterstützt diese äußerst sinnvolle Vorgehensweise (www.kfw-foerderbank.de , www.bafa.de ).

Erst wenn das wirtschaftliche Potential beim Wärmeschutz ausgeschöpft ist, betrachtet man den Wärmeerzeuger  - der zumeist deutlich kleiner als bisher ausfallen kann. Zur Wahl stehen eine Wärmepumpe, ein BHKW, aber auch eine Solaranlage, ein Herd oder ein Kachelofen. Wichtig ist ein Pufferspeicher, der die Wärme aufnehmen, speichern und verteilen kann.

BHKW fürs Mehrfamilienhaus

Für ein Mehrfamilienhaus mit einem ursprünglichen Brennstoffverbrauch von ca. 110.000 Kilowattstunden eignet sich ein BHKW. Das gilt selbst dann, wenn das Haus dem Dämmniveau der EnEV oder soger EnEV minus 30 Prozent entspricht. In solchen Fällen bietet sich ein BHKW mit einer elektrischen Leistung von fünf Kilowatt und einer thermischen Leistung von zwölf Kilowatt an.

Dabei gilt es, ein paar Regeln zu beachten:

  • die Bewohner/Nutzer (Mieter oder Eigentümer) des Mehrfamilienhauses beziehen ihren Strom von dem BHKW-Betreiber (z. B. Wohnungseigentümergemeinschaft, Mieter-GbR), der zu einem Stromversorger wird. Wenn der Strom aus dem BHKW nicht genügt, wird aus dem Netz zugekauft. Wird mehr produziert als verbraucht, speist das BHKW den Überschuss ins Stromnetz ein. Dies erfolgt über einen Summenzähler. Ein Beschluss der Bundesnetzagentur segnet diese Vorgehensweise ab. Der normale Stromverbraucher bemerkt von diesem Vorgang nichts. Er hat nur die Gewissheit, zur CO2-Reduktion beigetragen zu haben. Jedoch muss technisch garantiert werden, dass jeder Bewohner seinen Stromanbieter frei wählen kann. In den meisten Fällen werden sich Mieter oder Eigentümer für den Strom vom BHKW entscheiden, weil er so in der Regel günstiger fährt, als mit den üblichen Tarifen der örtlichen Netzbetreiber.
  • Das BHKW fährt in der Grundlast und kommt daher auf die für die höchste Förderung notwendigen 5.000 Betriebsstunden im Jahr. Ein weiterer Wärmeerzeuger sorgt für die Spitzenlast an sehr kalten Tagen. Da dieser nur wenige hundert Stunden des Jahres läuft, braucht man für den zusätzlichen Wärmerzeuger nur wenig zu investieren. Im vorliegenden Fall reicht ein alter Kessel, der die gesetzlichen Grenzwerte einhält.

Bei dem genannten Mehrfamilienhaus mit acht Parteien liegen die Verhältnisse günstig. Dem Anschaffungspreis (rund 27.000 Euro einschließlich Montage) steht ein hoher Absatz von Strom zu vorteilhaften Preisen und Wärmeabnahme gegenüber, so dass sich ein BHKW rentiert. Es gibt zahlreiche Programme im Internet, mit denen sich die Wirtschaftlichkeit eines BHKW abschätzen lässt (Rechenprogramme). Wenn die Wirtschaftlichkeit allerdings klar auf der Hand liegt, kann man sich den Zeitaufwand sparen und direkt beim Hersteller bestellen.

Tipps zum Thema Mini-BHKW:

Servicevertrag: Ja oder nein?

Nach der Entscheidung für ein BHKW steht die Entscheidung für oder gegen einen Servicevertrag an. Die Kosten dafür richten sich nach der Stromerzeugungsmenge oder den Betriebsstunden. Bei hohen Benutzungsdauern können schon mal 1.500 Euro pro Jahr zusammenkommen. Die eigentlichen Serviceleistungen am BHKW haben, einzeln beauftragt, einen Wert unter 500 Euro pro Jahr. Um in den Genuss des hoch ausgestatteten Impuls-Förderprogramms für Mini-BHKW (www.bmu.de , www.bafa.de) zu gelangen, ist kein Servicevertrag nötig.

Verträge kosten Zeit und Nerven

Bei der vertraglichen Fixierung der Projektdetails ist ein gewisser Pioniergeist gefordert: Zunächst gilt es, eine Betreiber- oder Nutzergemeinschaft zu organisieren. Diese muss einen Einspeisevertrag mit dem Netzbetreiber, Stromlieferverträge mit den Nutzern und einen Stromliefervertrag mit einem beliebigen Stromversorger abschließen. Das kostet Zeit und Nerven, denn immer wieder stößt man auf Widerstand -- kein Wunder, denn die BHKW-Betreiber konkurrieren, wenn auch nur im kleinen Maßstab, mit den angestammten und mit Gewinnen hervorragend ausgestatteten Stromversorgern. Man sollte sich also nicht einschüchtern lassen und vorwärts gerichtet zu einer fairen Lösung zwischen Investor und Nutzer kommen. Etliche Beispiele aus der Praxis belegen dies.

BHKW fürs Einfamilienhaus?

1386 Einfamilienhaus in einer Hand / Foto: Ernst-Rose / pixelio.de

Die heute am Markt bewährten und in ausreichenden Stückzahlen lieferbaren BHKW haben eine elektrische Leistung um die fünf Kilowatt. Diese Module sind für ein Einfamilienhaus (neu/sanierter Bestand) zu groß und daher nicht wirtschaftlich.

Die Entwicklung geht weiter zu kleineren Aggregaten wie zum Beispiel dem Ecopower mit drei Kilowatt elektrischer Leistung. Dieses Aggregat war Anfang 2008 noch nicht einmal angekündigt. Vor ein paar Wochen gab es noch keine näheren technischen Daten geschweige denn einen verbindlichen Preis.

Über neue Entwicklungen wie Wispergen, Sunmaschine oder den lion wurde hier schon mehrfach berichtet. Die Quintessenz lautete: zu schlechter elektrischer Wirkungsgrad, schlechte Stromkennzahl, mehr oder minder im Pilotstadium und am Markt noch nicht ausreichend verfügbar. Es fehlt jegliches Servicenetz. Bei Preisen bis zu 20.000 Euro sind diese kleinen BHKW kaum wirtschaftlich. Ich empfehle zwischen Preisankündigung und Preis nach Lieferung zu unterscheiden. Ich begrüße die Entwicklung von BHKW mit einem bis drei Kilowatt elektrischer Leistung, aber gegenwärtig kann man sie nur für Pioniere und handwerklich hoch Motivierte und Befähigte empfehlen und das sind nur wenige unserer Leser.

letzte Änderung: 26.04.2017