ED 01/13 Die 1.000-Watt Lösung von Köln (S.17)
ED 04/13 Zählertausch: Großbritannien wird smart (S.23)

Archiv-News zum Thema Intelligente Zähler aus den Jahren 2013 und 2014

Alle Artikel und Meldungen aus den Jahren 2013 und 2014.

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Steigt der Bund aus?

Baake plaudert

Steigt der Bund aus?

(11. Dezember 2014) Lange wurden sie als Heilsbringer für die Energiewende gepriesen. Inzwischen ist klar: Der Einbau sogenannter intelligenter Stromzähler in Wohnungen wird von der Bundesregierung nicht mehr forciert. Für Haushalte sei dies zu teuer und lohne sich nicht, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake bei einem Energiekongress in Berlin. Erst wenn etwa Elektroautos massenhaft verbreitet seien, könne dies wieder ins Auge gefasst werden: „Jetzt würde es die Energiewende nur noch weiter verteuern“, sagte Baake.

Intelligente Stromzähler (Smart Meter) können genau ermitteln, wann ein Haushalt oder Betrieb viel Strom verbraucht und was die größten Stromverbraucher sind. In Verbindung mit den schwankenden Ökostrom-Mengen könnten etwa Besitzer von Elektro-Autos dann besonders viel Elektrizität einsetzen, wenn der Preis gering ist. In der Praxis liegen die Kosten für Smart Meter jedoch über den Einsparmöglichkeiten zeitabhängiger Tarife, weshalb sich die Technik bisher nicht durchsetzen konnte. Frühere Bundesregierungen hatten immer wieder das Potenzial dieser Zähler betont und in Arbeitsgruppen zusammen mit der Lobby der Zählerhersteller und der Stromwirtschaft den Einsatz vorbereitet.

Smart Meter

Schutzprofil verkündet

Schutzprofil verkündet

(1. Juli 2014) Für Smart Meter hat der Gesetzgeber ein sogenanntes „Schutzprofil“ zur Gewährleistung der Datensicherheit und des Datenschutzes vorgeschrieben. Das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik teilt mit, dass dieses Schutzprofil für die Kommunikationseinheit (Gateway) und auch für das Sicherheitsmodul nunmehr vorliegt. Auf der Internetseite www.bsi.bund.de/SmartMeter sind die Schutzprofile abrufbar.

Smartphone wird Smart Meter

„EnergieTracker“ – die erste Smartphone-App

Smartphone wird Smart Meter

(25. Juni 2014) Die Deutsche Gesellschaft für multimediale Kundenbindungssysteme mbH (DGMK), Berlin, präsentiert ihren „EnergieTracker“ – die erste Smartphone-App, mit der Endverbraucher ihren Strom- und Gasverbrauch per Bilderkennung dokumentieren und an ihren Versorger übermitteln können. Das Ausfüllen einer Zählerkarte oder das Warten auf den „Ableser“ entfällt. Die Energieversorger können so ihre Kosten fürs Ablesen und in der Kundenverwaltung senken.

Die App visualisiert zudem den Verbrauch nach mehreren Messungen auf einer Zeitachse. Und eine „Effizienz-Ampel“ zeigt, ob man mehr oder weniger verbraucht als ein Vergleichshaushalt. Die Technologie steht allen Verbrauchern innerhalb der „StromTracker App“ für Berlin und Hamburg zur Verfügung, die App gibt es kostenlos für Apple und Android.

Strommanagement im Haushalt

Pilotstudie abgeschlossen

Strommanagement im Haushalt

(8. Mai 2014) Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) informiert über eine qualitative Langzeitstudie zum Einsatz eines Strommanagementsystems in Privathaushalten. Über 18 Monate wurde der Umgang mit dem System in Haushalten im Raum Siegen daraufhin untersucht, wie er sich über die Zeit entwickelte und welche Faktoren für Erfolg oder Misserfolg maßgeblich sind. In der Spitze wurde der Stromverbrauch durch die regelmäßige Nutzung des Systems um rund 15% gesenkt, im Mittel lag die Stromersparnis bei 7,8%. Für die Analyse installierten die Forscher umfangreiche Messtechnik in den Haushalten.

Alle Infos liefen auf einem Server im Haus zusammen. Auf ihm war auch die "EnergyMonitor"-Software des FIT installiert, die die Daten verwaltete und den Benutzern grafisch aufbereitet zur Verfügung stellte. Die Bewohner konnten die Verbrauchsinfos über Fernseher, Computer, Tablets oder Smartphones abrufen. Dabei waren detaillierte Analysen wie der Verbrauch pro Geschoss, für bestimmte Räume bis hin für bestimmte Geräte möglich. Lösungen für den Massenmarkt müssten vor allem zwei Hürden nehmen, so das Fazit des FIT: Sie müssen den Energieverbrauch für typische Wohn- oder Lebenssituationen individuell konfigurierbar abbilden und sich dynamisch anpassen, um für den alltäglichen Gebrauch interessant und nützlich zu bleiben.

Ein System solle verschiedene Nutzerlevels unterstützen, um für den Einsteiger als auch für den späteren Power-User gleichbleibend interessant zu sein. Und die Infos müssten auf Anhieb plausibel erscheinen und verstanden werden. Intensiv genutzt wurde das System besonders in den Haushalten, die den Umgang damit in ihre abendlichen Fernsehgewohnheiten integrierten. Dort wurde das Interface zum Strommanagementsystem ein Dreh- und Angelpunkt zur gemeinsamen Analyse und Strategiefindung der Familienmitglieder zum Stromsparen.

Smart Meter

Digitaler Stromzähler ersetzt Ferraris-Zähler: So einfach sah die Welt des Smart-Metering vor einigen Jahren noch aus.

Smart Meter

Digitaler Stromzähler ersetzt Ferraris-Zähler: So einfach sah die Welt des Smart-Metering vor einigen Jahren noch aus. Was sich daraus mittlerweile entwickelt hat und noch bevorsteht, davon haben Verbraucher meist keine Vorstellung.

(25. März 2014) Die alten Stromzähler mit einer einfachen Drehscheibe haben ausgedient. Das möchte man hoffen. Über die Jahre haben Verbraucher genug für diese altertümlichen Monster gezahlt, so dass der Austausch mit genaueren, weniger störanfälligen und nicht einmal teureren elektronischen Zählern längst eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Elektronische Zähler sind mittlerweile nicht mehr teurer als die Zähler mit der Drehscheibe. Aber das elektronische Signal kann dem Verbraucher seinen Verbrauch sekundengenau anzeigen.

Derzeit erfahren Sie als Verbraucher über die Stromrechnung nur einmal jährlich, wie viel Strom Sie wirklich verbraucht haben. Wer heutzutage seinen Energieverbrauch ohne großen technischen Aufwand im Blick behält, verbraucht in der Regel drei bis zehn Prozent weniger Strom. Das haben zahlreiche sozialwissenschaftliche empirische Studien ergeben. Elektronische Zähler können auch den Stromlieferanten die Abrechnung erleichtern, wenn ihm die Abrechnungsdaten übermittelt werden. Es liegt also nahe, elektronische Zähler zum Vorteil von Versorgern und Verbrauchern möglichst rasch und flächendeckend einzuführen. Aber die Geschichte ist wesentlich komplizierter und nicht gerade erbaulich für Verbraucher.

Die Vorgaben der EU

Die sogenannte „Dritte Binnenmarktrichtlinie Energie“ der EU (2009/72/EG) schreibt vor, dass alle Verbraucher Anspruch auf eine monatliche Stromabrechnung haben, die auf dem tatsächlichen Verbrauch basiert. Ferner sollen alle Mitgliedsstaaten die Einführung intelligenter Messsysteme wirtschaftlich bewerten und herausfinden, welche Art des intelligenten Messens wirtschaftlich vertretbar und kostengünstig ist. Darauf aufbauend sollen innerhalb von zehn Jahren die intelligenten Messsysteme eingeführt werden. Wird die Einführung positiv bewertet, dann sollen bis 2020 mindestens 80 Prozent der Verbraucher mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden.

Smarte Zählerlösung per Aufsatz

Die Fast Forward AG, München, macht durch eine „energyCam“ aus jedem mechanischen Strom-, Gas- oder Wasserzähler mit einem einfachen Aufsatz einen Smart Meter. Das handflächengroße Auslesegerät erfasst die Stände optisch, digitalisiert den Wert und übermittelt ihn drahtlos oder per Kabel an ein beliebiges Gateway. Energieversorger, Messstellenbetreiber, Messdienstleister und Industriebetriebe können jeden Zähler mit Rollenzählwerk umrüsten und in die Smart-Metering-Kette einbinden. Das Gerät wird direkt über das Glas des jeweiligen Zählers gehalten und per Knopfdruck gestartet. Das Gerät kostet rund 100 Euro. Eine Komplettlösung für den Normalverbraucher gibt es derzeit noch nicht.

Die Effizienzrichtlinie (2012/27/EU) hat die Einführung intelligenter Zähler konkretisiert (Artikel 9 der Richtlinie). An dem 80-Prozent-Ziel wird festgehalten. Die intelligenten Messsysteme sollen auch den von den Kunden eingespeisten Strom erfassen und Verbrauchern historische Verbräuche zur Kontrolle anzeigen können.

Die Vorgaben des deutschen Gesetzgebers

Der deutsche Gesetzgeber hat am 4. August 2011 das Energiewirtschaftsgesetz novelliert und dort konkretisiert, in welchen Fällen intelligente Messsysteme eingebaut werden müssen:

  • Nach größeren Gebäuderenovierungen (mehr als 25 Prozent des Gebäudes betroffen).
  • Bei allen Letztverbrauchern mit mehr als 6.000 kWh Jahresverbrauch.
  • Bei Eigenerzeugungsanlagen wie BHKW und PV-Anlagen mit einer installierten Leistung über sieben Kilowatt.
  • In allen übrigen Gebäuden, soweit technisch machbar und wirtschaftlich vertretbar.

In 96 Prozent dieser Fälle sind die Netzbetreiber dieser Verpflichtung bisher nicht nachgekommen, so der Monitoringbericht der Bundesnetzagentur 2013. Neue oder grundlegend renovierte Gebäude: 141.510 von 343.642 Zählpunkten mit Smart Meter, Verbraucher mit über 6.000 kWh Jahresverbrauch: 171.461 von 4.398.207 Zählpunkte mit Smart Meter. Ähnlich schwach ist auch der Ausrüstungsstand bei den Kleinein-speisern mit mehr als sieben Kilowatt Leistung: 33.627 von 136.176 Zählpunkten wurden als Smart Meter ausgeführt.

Steckdosen vom Smart-Phone oder PC steuern und programmieren

Ein Messsystem besteht laut Gesetz aus einer Messeinrichtung und einer Kommunikationseinrichtung zur Verarbeitung und Speicherung dieser Daten. Ferner schreibt das Energiewirtschaftsgesetz die Einhaltung eines IT-Security-Schutzprofils für intelligente Zähler fest, das gesondert durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik festzulegen ist.

Zwei Jahre später sind die technischen Einzelheiten dieses Schutzprofils festgelegt und im März 2013 der EU-Kommission notifiziert worden. Und auch die Studie zur wirtschaftlichen Bewertung intelligenter Messsystemen liegt für Deutschland vor: „Kosten-Nutzen-Analyse für einen flächendeckenden Einsatz intelligenter Zähler“, im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erarbeitet von Ernst & Young.

Die alte Welt ohne Smart Meter

Klassisch unterschied man zwischen Standardlastprofil (kurz: SLP; Verbrauchsdaten werden nur einmal jährlich abgelesen, dazwischenliegende Wert wurden dem Durchschnitt entsprechend angenommen) mit dem Ferraris-Zähler mit Drehscheibe und registrierender Leistungsmessung (kurz: RLM; Verbrauchsdaten werden alle 15 Minuten ermittelt und über eine Datenfernkommunikation fernausgelesen) für Netznutzer mit einem Verbrauch von mehr als 100.000 kWh pro Jahr.

Zwischenphase mit EDL21 und EDL40

In einer Zwischenphase bevor das Schutzprofil festgelegt wurde, orientierten sich die intelligenten Zähler an den weiten Vorgaben des alten § 21 EnWG: Der Zähler zeigt die aktuelle Leistung, den Verbrauch seit der letzten Nullstellung wie ein Tageskilometerzähler und den Verbrauch der vergangenen 24 Stunden, sieben, 30 und 365 Tage. Man sprach von „EDL21-Zählern“ oder bei Ausstattung dieser Zähler mit einem „Multi Ulility Communication“ (MUC) genannten Kommunikationsmodul  entsprechend § 40 EnWG von „EDL40-Messsystem“. Die EDL21-Zähler haben eine Info-Schnittstelle für den Verbraucher zum Anschluss eines Displays oder eines PC und eine Schnittstelle für den Messstellenbetreiber, die auch Steuerungsbefehle an den Zähler (zum Beispiel „Zähler sperren“) entgegennimmt. EDL21-Zähler können auch in künftige Mess-systeme mit Schutzprofil eingebunden werden. Am Markt stehen EDL21 und EDL40-Zähler in großer Zahl zur Verfügung.

Die neue Welt: Das Gateway mit Schutzprofil

Die Schutzprofil-Anforderung (Technische Richtlinie TR 03109) sieht neben der Messeinrichtung eine Kommunikationseinrichtung vor, die den Namen „Smart Meter Gateway“ (SMGW) trägt. Das SMGW kann direkt im Zählerschrank eingebaut sein. In einem Mietshaus braucht man nur eines für alle Mietparteien. Am Markt verfügbar sind SMGW-Systeme vermutlich erst im Jahr 2015: Es ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, bis eine Technik zur Verfügung steht, die den zahlreichen Anforderungen gerecht wird.  Die Kosten liegen laut einer Befragung zwischen 75 und 580 Euro je Einheit.

Was das Gateway macht

Das Gateway stellt eine Verbindung mit einer oder mehreren Messeinrichtungen im Haus her. Es kann aber auch mit steuerbaren Verbrauchsgeräten und Stromerzeugern im Haus verbunden sein und auch mit einem Datendisplay. Diese Komponenten dürfen aber nicht untereinander verbunden sein, sondern sie dürfen nur über das Gateway miteinander kommunizieren. Das Gateway hat ein Sicherheitsmodul zur verschlüsselten Datenübermittlung für jegliche Datenübertragung auch innerhalb des Hauses. Der Stromzähler übermittelt mindestens alle 15 Minuten einen Messwert an das Gateway. Jeder Zähler wird bei der Installation des Gateways einem Endverbraucher zugeordnet.

Das Gateway kann je nach Ausstattung verschlüsselt über Funk, Powerline, GSM oder DSL mit einem zentralen Administrator verbunden werden. Das Gateway kann aber auch ohne Verbindung nach Außen betrieben werden.
Der Administrator kann die tagesgenauen Messwerte aus dem Gateway auslesen. Aber auch Extremwerte der Leistung der Erzeugungsanlage müssen für autorisierte Marktteilnehmer zur Verfügung gestellt werden. Wie diese Autorisierung im Detail ausgestaltet sein wird, darauf darf man gespannt sein. Die Messwerte müssen bis mindestens drei Monate nach Abrechnungserstellung aufbewahrt werden. Das Gateway ist wie ein Zähler mit einer Eichplombe vor Fremdeingriffen gesichert. Ein authentifizierter Endverbraucher kann seine Daten aus dem Gateway auslesen, sich anzeigen lassen oder auswerten.

Tarife für das Gateway

Folgende Tarifarten muss das Gateway unter-stützen:

  • Datensparsame Tarife mit nur einem Verbrauchswert je Abrechnungszeitraum.
  • Zeitvariable Tarife mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Zeiträume.
  • Lastvariable Tarife mit unterschiedlichen Preisen je nach anfallender Last.
  • Verbrauchsvariable Tarife mit unterschied-lichen Preisen je nach bisher schon verbrauchter Energiemenge.
  • Ereignisvariable Tarife, wobei die Ereignisse wie eine Tarifumschaltung oder durch steuerbare Verbraucher hervorgerufen sein können.
Der Rollout in Deutschland

Die neue Technik würde für jeden Verbraucher mit jährlich 29 Euro zusätzlich zum heutigen Entgelt für Messung und Abrechnung zu Buche schlagen und ist daher nicht zu rechtfertigen. Der Nutzen für die Verbraucher rechtfertigt zusätzliche Aufwendungen dieser Höhe nicht, so die Studie von Ernst & Young. Unklar ist, ob der geschätzte Betrag von 29 Euro ausreicht. Andere Schätzungen gehen von über 100 Euro aus. Offen ist derzeit auch, wer die Kosten einer flächendeckenden Einführung (sogenannter Rollout) zu tragen hätte und wer die technische Verantwortung dafür übernehmen würde: die Energieanbieter, die Netzbetreiber oder eine staatliche Stelle. Die Studie sieht einen Hauptnutzen intelligenter Messsysteme darin, dass die örtlichen Netze durch die Abschaltung von Verbrauchern und Zuschaltung dezentraler Erzeuger stabilisiert werden und kostspielige Netzausbauten eingespart werden können. Bereits ab einer Durchdringungsrate von 15 Prozent tritt dieser Effekt ein. Damit diese Möglichkeiten genutzt werden können, müsste der gesetzliche Rahmen entsprechend geändert werden.

Smart-Meter-Rollout in anderen Ländern

Eine flächendeckende verpflichtende Einführung von Smart Metern gab es bisher in Großbritannien, Irland, Italien, Niederlanden, Frankreich und Schweden. In keinem dieser Länder gibt es mit Deutschland vergleichbare technische Anforderungen. Vielmehr wurden in allen diesen Ländern einfache und günstige elektronische Zähler mit Fernauslesung und Display installiert, entsprechend EDL21.

Kunden wollen Smart Meter

Der Einbau intelligenter Stromzähler wird von 83 Prozent der Stromkunden befürwortet, wenn die Stromkonzerne die Kosten tragen, und ebenfalls von 83 Prozent, wenn der Datenschutz gewährleistet ist. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage der Unternehmensberatung Putz & Partner unter 1.000 Verbrauchern. 24 Prozent sprechen sich für einen Einbau eines Smart Meter sogar aus, wenn für sie dadurch Kosten entstehen. Auf die Frage „Würden Sie Ihren Stromanbieter wechseln, wenn Sie einen intelligenten Stromzähler angeboten bekommen?“ antworten 72 Prozent mit „Ja, weil ich erwarte, dadurch Stromkosten zu sparen“. Die Transparenz über ihren Stromverbrauch, die Smart Metering den Kunden ermöglicht, ist für 63 Prozent ein starkes Argument. Nur jeder Vierte hat Sorgen wegen der Daten-sicherheit.

In Großbritannien ist der Energielieferant für den Zählertausch verantwortlich. Er trägt auch die Kosten der Umrüstung und kann versuchen, diese über den Strompreis dem Verbraucher weiterzubelasten. Die Umstellung von 27 Millionen Strom- und 22 Millionen Gaszählern soll zwischen 2014 und 2019 erfolgen. In allen anderen Ländern ist der Verteilnetzbetreiber für den Zählertausch zuständig.

In Italien und Schweden ist die Zählerumstellung schon komplett abgeschlossen. In Italien beziffert der Enel die Umstellungskosten auf 68 Euro je Zähler und die Betriebskosten auf zwei Euro je Zähler und Jahr. Die Kosten werden über eine Erhöhung der Strompreise finanziert. Der Nutzen der neuen Zähler liegt vorwiegend beim Verteilnetzbetreiber.

In Schweden wurden der Zählertausch wegen der gesetzlichen Vorgaben einer monatlichen Abrechnung anhand der tatsächlichen Verbräuche zwischen 2006 und 2009 durchgeführt. Die digitalen Zähler sind auch dort fernauslesbar. Die Kosten werden in Schweden mit insgesamt 176 bis 293 Euro je Messstelle beziffert.

Wie geht es weiter?

Nachdem die Studie zur Wirtschaftlichkeit auf dem Tisch liegt, muss die Politik nun entscheiden, wie es in Deutschland mit dem Smart Metering weitergeht. Dabei müssen Verbraucherinteressen vorrangig berücksichtigt werden. Zwar hat die Studie einige Wege für den Rollout oder besser Nicht-Rollout in Deutschland diskutiert und bewertet. Viele Fragen sind aber offen geblieben. Und viele bindende Vorgaben lassen sich nicht vom Tisch wischen. Die Diskussion bleibt also spannend. Nutznießer der Smart-Meter sind vor allem die Energieanbieter, die direkt auf die Abrechnungsdaten der Kunden zugreifen können. Es darf nicht so sein, dass die Verbraucher die Kosten tragen und die Versorger die Vorteile absahnen. Als vorbildlich kann die Regelung in Großbritannien gelten. Und die „Intelligenz“ von elektronischen Zählern muss in erster Linie den Verbrauchern, nicht den Versorgern zur Verfügung stehen. 

Smarte App

Den Zähler mit dem Handy abfotografieren. Den Rest erledigt eine App, die von der Pixolus GmbH in Köln entwickelt wurde. Die App ermittelt den Zählerstand aus dem Foto und macht daraus eine Verbrauchsauswertung. Die  Software ist zwar fertig entwickelt, wird aber noch nicht auf dem Markt angeboten. Dieser Entwicklung wird der Innovationspreis der Energiedepesche zuerkannt.

Smarte Zählerlösung per Aufsatz

Fast Forward AG, München, präsentierte die von ihr entwickelte "EnergyCam"

Smarte Zählerlösung per Aufsatz

(2. Januar 2014) Die Fast Forward AG, München, präsentierte die von ihr entwickelte "EnergyCam", die aus jedem mechanischen Strom-, Gas- oder Wasserzähler mit einem einfachen Aufsatz einen Smart Meter macht. Das handflächengroße Auslesegerät erfasst die Stände optisch, digitalisiert den Wert und übermittelt ihn drahtlos oder per Kabel an ein beliebiges Gateway. Energieversorger, Messstellenbetreiber, Messdienstleister und Industriebetriebe können jeden Zähler mit Rollenzählwerk umrüsten und in die Smart Metering-Kette einbinden. Das Gerät wird direkt über das Glas des jeweiligen Zählers gehalten und per Kopfdruck gestartet.

Rote LED-Pfeile helfen bei der korrekten Positionierung. Blinkt eine grüne LED, muss der digital angezeigte Zählerstand mit dem des mechanischen Zählers abgeglichen werden. Stimmt dieser überein, wird die "EnergyCam" mit Acrylat-Klebepads befestigt. Die "EnergyCam" liest die Zahlen durch die integrierte Kamera und einen OCR-Erkennungsalgorithmus automatisch in 15-Minuten-Intervallen ab. Eingebaute LEDs rechts und links beleuchten das Rollenzählwerk. Der Strom für die Funktionen kommt je nach Modell entweder über ein LAN-Kabel oder aus einer Batterie. Die Abrechnungsdaten werden durch eine 128-Bit-AES-Encryption verschlüsselt und sind via LAN über das Gateway auch vom Endkunden im Computer abrufbar.

Das Gerät kann für rund 100 Euro erworben werden. Die Auswertung der Zählerinformation übernimmt der Käufer. Eine Komplettlösung für den Normalverbraucher gibt es derzeit noch nicht.

Zählertausch

Großbritannien wird smart

Zählertausch: Großbritannien wird smart

(9. Dezember 2013) Auf der Insel hat man mit dem Tausch von 27 Millionen Strom- und 22 Millionen Gaszählern bereits begonnen. Er wird bis 2019 beendet sein.

Die Strom- und Gaslieferanten sind dort für den Einbau zuständig und müssen auch die Kosten von geschätzten 14 Milliarden Euro tragen. Finanziert wird das durch Einsparungen aller Marktbeteiligten und Preiserhöhungen für die Kunden.

Italien hat bereits alle 32 Millionen Stromzähler auf intelligente Zähler umgebaut.

Einen Überblick über Kosten und Nutzen in Deutschland und anderen Ländern Europas gibt die aktuelle Studie von Ernst & Young im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium.

Denkpause bei Smart Meter.

Technische Mindesanforderungen überzogen

Denkpause bei Smart Meter

(2. Juli 2013) Der EDNA-Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation, Lörrach, begrüßte, dass sich die Verabschiedung der Verordnung über technische Mindestanforderungen an den Einsatz intelligenter Messsysteme (MSysV) und damit die verpflichtende Wirksamkeit des BSI-Schutzprofils für das Smart Meter Gateway wegen einer Intervention Frankreichs bis nach der Bundestagswahl verzögert. Dies sei eine Chance, nochmals über die technische Ausgestaltung des Smart Metering in Deutschland nachzudenken.

Die derzeit angedachte Variante des Gateways werde in dieser Komplexität allenfalls von 500.000 Unternehmen benötigt. Für die 40 Mio Haushaltkunden sei das Gerät eindeutig überdimensioniert und werde zu einem Investitionsgrab, so EDNA. Die Zähler sollen nur mit einer Mindestfunktionalität ausgestattet und die Intelligenz sowie die Datenhaltung in die Software verlagert werden. Der EDNA-Bundesverband ist eine Vereinigung von Softwareherstellern, Unternehmensberatern und IT-Dienstleistern sowie Anwendern im eBusiness in den Energiemärkten rund um die Energielogistik.

Was kostet mein Frühstück?

Es gibt viele Studien zu intelligenten Stromzählern (Smart Meter) im Haushalt. Aber es gibt kaum Möglichkeiten für Verbraucher, diese neuen Technik auszuprobieren.

Was kostet mein Frühstück?

Es gibt viele Studien zu intelligenten Stromzählern (Smart Meter) im Haushalt. Aber es gibt kaum Möglichkeiten für Verbraucher, diese neuen Technik auszuprobieren. Oliver Stens testete Discovergy, neben Yello der zweite Anbieter mit live-Stromanzeige am PC.

(18. Juni 2013) „Entdecke deine Energie“ steht als Slogan auf der Homepage von Discovergy. „Was gibt‘s da groß zu entdecken?“, denke ich und lese mir die Konditionen durch. Nach Vertragsabschluss soll binnen vier Wochen ein Elektriker meinen Stromzähler wechseln. Das kostet einmalig 69 Euro. Der neue intelligente Zähler kostet samt Nutzung der Auswertesoftware dann jährlich 60 Euro bei einer Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren. Ich klicke auf „jetzt bestellen“ und gebe meine Email, Adresse und Bankverbindung ein.

Energiespar-Experte Oliver Stens

Fünf Wochen später meldet sich tatsächlich ein freundlicher Elektriker und macht einen Termin zum Zählerwechsel aus. Die Formalitäten mit dem Netzbetreiber hat er schon erledigt und er ist schnell bei der Sache. 45 Minuten später ist der Zähler gewechselt, die Datenübertragung getestet und auch das kleine Problemchen gelöst, dass mein antiker Router nur einen LAN-Eingang hat. Er hat einen kleinen Funksender aus der Tasche gezaubert und ohne Mehrkosten eingebaut. Er wünscht mir noch viel Spaß und fährt zum nächsten Kunden.

Viel Neues zu entdecken

In den nächsten Tagen beobachte ich das Geschehen in unserem Haushalt und verfolge gleichzeitig mit dem Laptop auf dem Schoß unseren Verbrauch auf der Webseite. Meine Vermutung, es gäbe für mich wenig Neues zu entdecken, war ein Irrtum. Da die Stromdaten praktisch online in Echtzeit dargestellt und aufgezeichnet werden, hinterlässt jede kleinste Aktion im Haushalt ihren energetischen Fingerabdruck. Der Kaffeeautomat, Lichtschaltungen, das Öffnen der Kühlschranktür, jede kleinste Handlung erkennt man als Sprung der Gesamtleistung.

Ebenso spannend ist die Beobachtung, wenn alle schlafen und niemand mehr irgendwas ein- oder ausschaltet. Dann passiert stromtechnisch immer noch mehr, als man vermutet. Kühlgeräte gehen zyklisch an und aus. Auch Heizungspumpen schalten nach ihrem eingestellten Zeitprogramm an und aus. Geräte mit eingebautem Akku wie Laptop, Mobiltelefon oder die Heizungssteuerung takten zur Ladungserhaltung und erzeugen kleine Hügelchen.

Der Discovergy-Zähler wird installiert.

Und ich stehe ungläubig vor der Frage: Woher kommen die 25 Watt, nachdem alle Lichter aus sind und die ganze Familie schläft? Wäre ich doch vorher jede Wette eingegangen, unsere übrig gebliebene Grundlast läge unter zehn Watt.

Der Auflösung kam ich auf die Spur, als ich mal alleine in der Wohnung war. Mit der Verbrauchskurve auf dem iPod habe ich schrittweise die einzelnen Verbraucher ausschaltet. Wie Treppenstufen ging der Verbrauch in Wattsprüngen zurück und ich konnte die Höhe der Stufen ablesen.

Die App fürs Smartphone

Gerne hab ich als Anzeigegerät meinen internettauglichen iPod verwendet. Das erhöht erstens die Mobilität bei der Ursachensuche, und man hat ein geringeres „Grundrauschen“. Gerade, wenn man auf der Suche nach den letzten paar Watt ist, stört ein Laptop, dessen Leistung um etwa fünf Watt schwankt. Für Smartphones und iPods gibt es auch eine App. Außer anderer Farben und einem kürzeren live-Zeitfenster bot sie mir aber keinen Vorteil, so dass ich die Standard-Internetseite bevorzugte.

Fazit

Bisher habe ich per Hand meine Zählerstände aufgeschrieben und im PC aufgearbeitet. Der neue Zähler nimmt mir diese Arbeit künftig ab und ist dabei viel gewissenhafter und zuverlässiger als ich. Gegenüber Zählerstandsanalysen oder Messungen mit einem Energiekostenmonitor oder Wattcher bietet Discovergy wesentlich mehr Komfort und Möglichkeiten. Von den 60 Euro jährlichen Kosten gehen noch 15 Euro ab, da die Zählermiete für den alten Zähler entfällt. Ob ich nach zwei Jahren weiter bei Discovergy bleibe, lasse ich noch mal auf mich zukommen. Das ist vermutlich davon abhängig, was sich auf dem Portal von Discovergy noch Neues entwickelt.

Wohin geht die Smart-Meter-Reise?

Seit 2012 muss jeder Stromanbieter per Gesetz auch last- und zeitvariable Tarife anbieten. Gezwungenermaßen kam von deren Seite bislang kein Erfolgsstück zum Thema Smart Meter dabei raus. Yello war der Vorreiter. Discovergy ist kein Stromanbieter, sondern Messstellenbetreiber. Und wie jeder Stromkunde seinen Anbieter wechseln kann, kann er auch seinen Messstellenbetreiber wechseln.

Schaut man nur auf die Kosten für den Messbetrieb, gibt es dafür praktisch keinen Markt. Denn während es bei Stromrechnungen um jährlich Hunderte oder sogar einige tausend Euros geht, liegt der Preis für die Zählermiete bei kaum 20 Euro. Discovergy wirbt nicht über die Preise, sondern mit dem Versprechen, endlich Transparenz beim Stromverbrauch zu bieten. Hierzu wird ein Stromzähler von „Easymeter“ verwendet. Dieser wurde um eine Kommunikationseinheit erweitert, damit eine genauere Datenanalyse möglich wird. Konkret wird damit alle zwei Sekunden die momentane Leistung erfasst. Die aufgearbeiteten Strominformationen bekommt der Kunde übersichtlich am PC oder am Smartphone serviert.

Woher komen die 20 Watt Leistung, wenn Oliver Stens nachts alleine in der dunklen Wohnung ist?

Einsatzmöglichkeiten

Eine Nutzung im Rahmen einer ausführlichen Energiediagnose für Wohngebäude, wie sie viele Energieberater anbieten, wäre eigentlich sinnvoll. Denn aus der Strom-Datensammlung ließe sich viel Nützliches herauslesen. Beispielsweise eine Bewertung der Grundlast durch Standby-Geräte oder der Verbrauch der Kühl- und sonstigen Hausgeräten.

Doch ein zu beratender Haushalt hat zunächst mal keine sekundengenauen Daten. Und eine vorübergehende Zählermontage wäre ebenso aufwändig wie die Dauerinstallation, da die Montagezeit des Zählers die Hauptkosten verursacht. So scheint der Gebrauch für den mobilen Einsatz in Einzelhaushalten leider nicht praktikabel.

Eher möglich wäre eine Energieberatung von kommunalen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Verwaltungsgebäuden und so weiter. Schon jetzt kontrollieren einige Supermarktketten ihre Märkte mit Discovergy, um einen hohen Verbrauch einzelner Filialen gezielt aufzuspüren und zu optimieren. Ebenso sind Nutzungs- und Beleuchtungszeiten für Amortisationsuntersuchungen wesentlich verlässlicher, als wenn die Daten aus Befragungen stammen.

Ausblick und Überwachungsangst

Es wird eine Frage der Zeit sein, dass Software in der Lage sein wird, typische Leistungssprünge zu erkennen und einzelnen Verbrauchern zuzuordnen. Damit wird einerseits eine automatisierte Auswertung mit konkreten Handlungsvorschlägen möglich. Andererseits sind diese Möglichkeiten für manche Menschen etwas beängstigend. Schon jetzt kann man im öffentlichen Musterhaushalt Villa Kunterbunt anhand der Tageslinien erkennen, wie lange die Familie im Sommerurlaub war und wann Freunde zum Blumen gießen kamen und wieder gingen. Die Frage der Zugriffsberechtigung auf die Daten ist brisant. Wie beim Online Banking gibt es Sicherheitsvorkehrungen, um einen Missbrauch zu verhindern. Aber für Passwort und Virenschutz ist am Ende jeder selbst zuständig.

Was, wenn Hacker die Datenbank knacken und anhand der Stromverbrauchskurven Einbrüche planen? Solche Befürchtungen sind vermutlich übertrieben. Viel einfacher für Diebe ist es schließlich, das Haus zu beobachten und vorher mal zu klingeln.

Wer sich einen Eindruck über die Möglichkeiten des Zählers machen will, sendet bis Juli 2013 eine mail mit dem Betreff „Testzugang“ an o.stens@gmx.de.

Er erhält dann Zugang zu den Daten der „Villa Kunterbunt“, einem Einfamilienhaus mit vier Personen.

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letzte Änderung: 19.04.2023